Seat e-Scooter

Seat e-Scooter: Spanier setzen auf elektrische Zweiräder

Nach dem eXS Kick-Scooter kommt von der VW-Tochter bald auch ein elektrischer Roller. Dessen Gene sind bereits im (Stadt-)Verkehr unterwegs.

Nachdem lange relativ wenig von den Bemühungen der VW-Tochter Seat in Sachen Elektrifizierung zu hören war, gibt es derzeit viele Nachrichten. Nicht nur, dass man den Mii electric dieser Tage vorgestellt hat und verspricht, bis 2021 weitere 5 Modelle mit Plug-in-Hybrid oder vollelektrischem Antrieb auf den Markt zu bringen: Nun folgt die Ankündigung, auch im Zweiradgeschäft aktiv zu werden.

Nach dem eXS KickScooter steht nun nämlich ein elektrischer Roller in den Startlöchern. Das e-Scooter concept feiert auf dem Smart City Expo World Congress (19. bis 21. November) seine Premiere und soll im nächsten Jahr von Seat-Händlern verkauft werden. Der Roller wurde vom spanischen Hersteller Silence entwickelt und soll bis zu 115 Kilometer weit fahren können. Preise nennt Seat noch nicht. Das fast baugleiche Modell S01 von Silence kostet 6.600 Euro und ist ab Ende November in Deutschland bei zunächst vier Händlern erhältlich.

Seat e-Scooter
Seat will in Zukunft auch größere Einspurstromer anbieten. Fotos: Seat

Reichweite: 115 Kilometer

Der Seat-Roller unterscheidet sich nur im Design ein wenig vom Genspender S01. Für den Vortrieb sorgt ein 11 kW/15 PS starker E-Motor. Der Spurt von 0 auf 50 km/h gelingt in knapp 5 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist bei Tempo 100 erreicht. Damit eignet sich der Stromer nicht nur für Fahrten in der Stadt, sondern auch für den Einsatz außerhalb urbaner Bebauung. Die 5 kWh-Batterie ermöglicht eine elektrische Reichweite von 115 Kilometern. Das Laden geschieht an einer haushaltsüblichen Steckdose.

Wer keine Steckdose in unmittelbarer Nähe des Roller-Parkplatzes hat, kann den Batteriepack herausnehmen, um ihn zum Beispiel in der Wohnung oder am Arbeitsplatz zu laden. Der Ladevorgang dauert rund fünf Stunden. Da der unter dem Helmfach platzierte Akku rund 40 Kilogramm auf die Waage bringt, kann er wie ein Einkaufstrolley auf kleinen Rollen gezogen werden. Der Akku lässt sich zudem als Energiespender für Laptops oder Camping-Zubehör verwenden. Bis zu zwei Helme können im großen Staufach unter der Sitzbank deponiert werden.

Mit Handyhalterung und App

Seat e-Scooter
Kommendes Jahr bringt Seat eine neue Version seines eXS KickScooter mit 65 Kilometer Reichweite auf den Markt.

Der Roller wartet mit einem CBS-Bremssystem, Rückwärtsgang und LED-Leuchten auf. Eine Smartphonehalterung ermöglicht das einfache Nutzen des Kommunikationsgeräts etwa für Navigationsdienste. Außerdem kann es mittels einer App mit dem Roller verbunden werden. So sind etwa eine Fernortung, Fahrzeugstatus-Überprüfung, die Abfrage des Batteriestatus oder das Starten des Motors per Smartphone möglich.

Ebenfalls im nächsten Jahr bringt Seat eine neue Version seines eXS KickScooter. Die leistungsstärkere Version kann bis zu 65 Kilometer elektrisch fahren und Steigungen bis zu 20 Prozent bewältigen. Der ab April 2020 verfügbare Kick-Scooter kostet 1.100 Euro und damit doppelt so viel wie das Standardangebot, das nach 25 Kilometer aufgeladen werden muss.

Im VW-Konzern ist die spanische Marke Seat für Ideen rund um Micromobilität zuständig. Dazu zählen unter anderem elektrische Scooter und Roller, aber auch Carsharing-Angebote und die Entwicklung von Mobilitäts-Apps. HM/SP-X

Umweltfreundliche Mobilität: Alte Leitbilder verblassen schnell

Warum wir dem Dieselmotor mittlerweile unrecht tun und nicht alles Elektrische umweltfreundliche Mobilität ist.

In der aktuellen Diskussion um umweltfreundliche Mobilität sollten wir nicht ewig auf dem Wissen von gestern und den daraus folgenden Standpunkten beharren. Durch neue Forschungen, neue Entwicklungen und Verbesserungen mutieren Lieblingsfeinde manchmal zu Freunden – oder machen zumindest Platz für neue Lieblingsfeinde.

Bestes Beispiel ist der Dieselmotor. Einst als Wundermotor gepriesen, der die wenigsten CO2-Emissionen absondert, geriet er mit der Dieselaffäre auf die schiefe Bahn. Nicht weil sein Konstruktionsprinzip uns alle über Jahrzehnte getäuscht hat, sondern weil einige Autohersteller schlicht und einfach betrogen haben. Seitdem steht es schlecht um seinen Leumund. Diesel steht für Umweltsünde, basta.

Wenn die Luft sogar sauberer wird…

Doch in den letzten beiden Jahren hat sich gerade in Sachen Diesel einiges getan. Die neuen Abgasvorschriften – hier vor allem 6d-Temp – verhindern fürderhin das Schummeln, und so ist der Diesel zwar nicht zum kompletten Saubermann, aber dennoch zu einem ziemlich sauberen Antrieb mutiert. So machte sich die Autozeitschrift „auto motor sport“ die Mühe und ging dem Gerücht nach, dass moderne Diesel die Luft in Sachen Feinstaub sogar sauberer machen.

Getestet wurde in Stuttgart und bei verschiedenen Wetterlagen und Fahrstrecken. Und man stellte fest, dass dies vor allem bei Wetterlagen mit hohem Anteil an Feinstaub in der Atemluft durchaus zutrifft. Bei kurzen Strecken schafften zwei Modelle dies auch bei vergleichsweise guten Luftbedingungen. Erstaunlich, oder? Und eine gute Nachricht, denn Vielfahrern bietet sich immer noch keine wirkliche Alternative, da der Benziner eine schlechtere CO2-Bilanz besitzt.

Wenn die Menschen aber nicht umsteigen…

umweltfreundliche Mobilität
E-Roller sind mehr Spaßgeräte als alles andere. Fotos: pixabay

Auf der anderen Seite befassen sich nun immer mehr Institutionen mit der E-Roller-Flut in den Städten. Denn merke: Nicht alles Elektrische ist automatisch umweltfreundlich. Dies wäre der Fall, wenn die Roller dazu führen würden, dass Menschen vom Auto umsteigen. Ist es aber nicht.

So schreibt das Online-Magazin Quarks: „Kaum einer macht das. Zu dem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt: Viele Menschen fahren die elektrischen Tretroller statt zu Fuß zu gehen oder Fahrrad zu fahren – nicht aber, um damit eine Autofahrt zu ersetzen. Den Autoverkehr reduzierten die Tretroller nach bisherigen Erkenntnissen nicht.

Bei einer Umfrage unter fast 4400 Nutzern der Leih-Scooter in Frankreich haben nur etwa neun Prozent der Befragten angegeben, dass sie durch den E-Scooter auf eine Auto- oder Taxifahrt verzichtet haben. Mehr als drei Viertel der Menschen hätten die Strecke ansonsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (29%) oder zu Fuß (47%) zurückgelegt. Denn der wichtigste Grund, den E-Scooter zu benutzen, ist laut Befragung: Weil es Spaß macht und man schneller unterwegs ist als zu Fuß. Reine Spaßfahrten aber ergeben wenig Sinn – zumindest nicht aus Umweltsicht.“

Probleme im Hintergrund

Denn die Roller halten auch wesentlich kürzer als gedacht (29 Tage statt 2 Jahre!) und werden nachts von Transportern (ja: mit Verbrennermotor) eingesammelt, repariert und aufgeladen. Zudem müssen die Akkus ja produziert werden – mit den bekannten Konsequenzen. Vom Chaos beim Parken und dem Sicherheitsaspekt ganz zu schweigen.

Also: Umweltfreundliche Mobilität muss stetig neu beurteilt werden. Und alte Feindbilder können schnell verblassen. HM