Dank E-Auto-Zuschuss: Auf Augenhöhe mit Verbrennern

Der E-Auto-Zuschuss steigt bis zu einem Listenpreis von 40.000 Euro netto auf 6.000 Euro. Damit schaffen es manche Stromer auf Benziner-Niveau. Ein Überblick.

Die Bundesregierung möchte die Elektromobilität vorantreiben, nachdem das Ziel, bis 2020 eine Million Stromer auf der Straße zu haben, ja gescheitert ist. Dazu soll die Infrastruktur massiv ausgebaut werden, aber auch Elektroautos können unter Umständen mit bis zu 6.000 Euro Netto-Zuschuss von Staat und Industrie gefördert werden. Darauf haben sich beide Seiten nun bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt verständigt. Voraussetzung für den Maximalrabatt, der sich inklusive Mehrwertsteuer auf 7.140 Euro beläuft, ist ein Nettolistenpreis unterhalb von 40.000 Euro (brutto: 47.600 Euro). Die Kosten für den Erwerb eines Stromers sinken dadurch im besten Fall auf vierstelliges Niveau.

20 E-Autos unter 40.000 Euro

E-Auto-Zuschuss
Konmmt Anfang nächsten Jahres: Der Peugeot e-208 spielt in der Liga von Renault Zoe und VW ID.3. Foto: PSA

Rund 20 elektrische Großserien-Pkw mit einem Nettolistenpreis unterhalb von 40.000 Euro sind aktuell verfügbar, mindestens ein halbes Dutzend weiterer kommt in den nächsten Monaten dazu. Auswahl ist also durchaus vorhanden. Im Detail reicht das Angebot vom Kleinstwagen für den Stadtverkehr bis zu Kompaktautos für die Mittelstrecke. Nicht unter die 40.000-Euro-Grenze schaffen es hingegen die Modelle von Tesla sowie die Luxus-SUV der deutschen Hersteller.

Zum echten Preisbrecher wird durch den aufgestockten Umweltbonus der e.Go Life (Titelfoto) – schon heute mit einem Grundpreis von 15.900 Euro brutto der günstigste Stromer auf dem deutschen Markt. Künftig ist der Kleinstwagen mit seinen in der günstigsten Ausführung rund 100 Kilometern Reichweite schon für 8.760 Euro zu haben. Alternativ stehen in der Kleinstwagenklasse auch die frisch geliftete E-Modelle von Smart mit Maxi-Bonus zur Verfügung. Fortwo und Forfour sollen bis zu 159 Kilometer weit kommen und rund 22.000 Euro kosten, wenn sie im kommenden Jahr verfügbar werden. In ähnlichen Preisregionen tummelt sich das E-Kleinstwagentrio aus dem VW-Konzern: VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo kommen pro Akkufüllung rund 260 Kilometer weit.

Auch der Pionier wird günstiger

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Alter Bekannter, bald günstiger: BMW i3. Foto: BMW

Eine Klasse höher findet sich mit dem BMW i3 ein deutscher Elektro-Pionier, der bislang mit einem Listenpreis von 38.000 Euro extrem teuer war für einen Kleinwagen. Der Umweltbonus drückt ihn nun in verträglichere Gefilde, ohne ihn wirklich günstig zu machen. Mit knapp 360 Kilometern Reichweite, Premiumflair und originellem Öko-Innenraum zahlt er die Investitionen jedoch zumindest teilweise zurück.

Schon einiges günstiger, wenn auch längst nicht so edel, ist der Renault Zoe, der inklusive Batterie für 300 Kilometer ab 29.900 Euro zu haben ist. Damit spielt der Franzose in Regionen, in denen auch die technisch verwandten Newcomer Opel Corsa-e und Peugeot e-208 fahren, die für Anfang 2020 angekündigt sind. Die Reichweite soll jeweils bei 330 Kilometern liegen. Nach Abzug des Förderrabatts liegen alle drei nur noch knapp über der 20.000-Euro-Grenze – ein Preis, der auch für einen gut ausgestatteten und motorisierten Verbrenner-Kleinwagen durchaus nicht überzogen wäre.

Natürlich auch begünstigt: der ID.3

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Die günstigste Version des VW ID.3 soll knapp 30.000 Euro kosten und läge mit Förderung auf dem Niveau des Golf. Foto: VW

In der Kompaktklasse dürfte der für den Frühling angekündigte VW ID.3 die interessanteste Alternative für Bonus-Jäger sein. Die Basisversion mit 330 Kilometern Reichweite kostet laut Liste 29.900 Euro, liegt dank Umweltbonus künftig in der Praxis auf dem Niveau eines ordentlich ausgestatteten VW Golf mit konventionellem Motor.

Wichtigste Alternative im klassischen Kompaktsegment ist der Nissan Leaf, der bei 36.800 Euro Listenpreis startet und bis zu 385 Kilometer weit kommt. Wem Limousinen nicht modern genug sind, findet auch einige kleine Crossover wie den Kia e-Soul für 34.000 Euro oder den Hyundai Kona Elektro für 34.600 Euro, beide mit rund 300 Kilometern Basis-Reichweite. Preise unter 30.000 Euro sind also auch für mittelstreckentaugliche E-Autos künftig kein Problem mehr.

5.000 Euro für teurere Stromer

Auch wer oberhalb der 47.600-Euro-Grenze kauft, geht nicht automatisch leer aus. Bis zu einer Grenze von 77.350 Euro brutto ist ein Zuschuss von 5.950 Euro (5.000 Euro netto) vorgesehen. Erst in der Luxusliga darüber gibt es kein Geld mehr vom Staat. Darüber hinaus sollen auch Plug-in-Hybride künftig stärker gefördert werden. In Kraft treten soll die Neuregelung noch im November. SP-X/Titelfoto: E.Go

Mobilität im Wandel, IAA auf der Kippe, oder: Wie soll man mit Disruptionen umgehen?

Schon an den ersten Tagen der IAA spürt man den Wandel – nicht nur in der Mobilität. Die Zukunft scheint ungewisser denn je.

Es war so wie immer – und doch ganz anders. Die IAA 2019 steht für den Beginn einer Aufweichung alter Strukturen und Denkweisen. Alles was uns seit Jahrzehnten als Selbstverständlich erscheint steht zur Debatte, wird hinterfragt, durchdiskutiert und unverdaut abgelegt. Endgültige Lösungen sind (noch) nicht in Sicht, man streitet über die besten Übergangsstrategien.

Die zentrale ist das Elektroauto. Wer kein solches – oder zumindest einen Plug-in-Hybriden – auf seinem Stand vorweisen kann, ist out. PS-Protze, also die Fahrzeuge, mit denen richtig Geld verdient und der Wandel finanziert wird, stehen in hinteren Ecken der zumeist kleineren Stände. Elektro ist Trumpf: Der Zeitgeist, die Politik und die Öffentlichkeit wollen es so.

Ohne wirklich grünen Strom geht nichts

Dabei ist das Thema noch lange nicht zu Ende gedacht. Der Strommix hierzulande ist noch weit davon entfernt, „grün“ zu sein. Die Probleme bei der Herstellung der Akkus bestehen weiterhin (Lithium, Kobalt etc), und die (Lade-)Infrastruktur kann mit den Ansprüchen an diese Technologie noch lange nicht mithalten. Nicht selten berichten mir Gesprächspartner, dass ein E-Auto für sie nicht in Frage komme, weil in der Tiefgarage kein Laden möglich und eine Installation nicht erlaubt sei.

Nein, die Elektromobilität ist nicht der Weisheit letzter Schluss – zumindest derzeit noch nicht. Immer mehr Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Dass nämlich ein mit dem aktuellen Strommix betriebenes E-Auto viel zu weit fahren muss, um den Verbrenner bei der Umweltverträglichkeit abzuhängen. Nur wenn man Ökostrom bezieht, kann man davon ausgehen, dass der Break-even einigermaßen schnell erreicht ist. Und zwar schon ab 20.000 bis 30.000 Kilometern. Doch Vorsicht: Nicht jeder Anbieter, der seinen Strom als grün ausgibt ist es auch.

E-Autofahren ist teurer

Mobilität im Wandel
Die Vollkosten für Elektroautos sind im Schnitt 200 Euro höher als die der Verbrenner. Grafik: Lease Plan.

Ein ganz anderes, wichtiges Thema sind die Gesamtkosten eines Elektroautos im Vergleich zum Verbrenner. Auch hier werden immer wieder Vergleiche angestellt, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Jüngstes Beispiel ist eine Auswertung des Fullservice-Leasinggebers Lease Plan, der seinen 110.000 Fahrzeuge großen Fuhrpark einmal im Jahr einer Kostenanalyse unterzieht.

Beim aktuellen „Car Cost Index“ – erst dieser Tage veröffentlicht – handelt es sich um eine umfassende Untersuchung der Kosten für den Unterhalt eines Klein- bis Mittelklassefahrzeugs in 18 europäischen Ländern. Der Index umfasst sämtliche Kosten fürs Autofahren einschließlich Treibstoff, Wertverlust, Steuern, Versicherung und Instandhaltung. Alle Kosten wurden über die ersten drei Fahrzeugjahre gemittelt und gehen von 20.000 km Fahrleistung pro Jahr aus.

Zentrales Ergebnis: Das Fahren eines Elektroautos ist in Deutschland mit Kosten von 804 Euro pro Monat immer noch um rund 220 Euro teurer als das Fahren eines Benziners mit 587 oder Diesels mit 576 Euro.

Der Trick mit dem niedrigen Grundpreis

Daran dürfte sich auf absehbare Zeit auch wenig ändern, denn die Preise für E-Autos sind wesentlich höher als die der Verbrenner. VW verkündete vor der IAA zwar, mit dem ID.3 E-Mobilität für unter 30.000 Euro möglich zu machen. Doch mit guter Ausstattung und großem Akkupack dürfte er locker die 40.000-Euro-Grenze überschreiten.

So waren schon die ersten Tage auf der großen Autoshow am Main von offenen Fragen dominiert – bis hin zu der entscheidenden: Ob denn in zwei Jahren eine Fortsetzung folgen wird. Davor zittert nicht nur der VDA als Veranstalter, sondern auch die Messe Frankfurt. Und um noch ein wenig mehr Öl ins Feuer zu gießen, erklärte just am Eröffnungstag (mit Besuch der Kanzlerin) VDA-Präsident Bernhard Mattes seinen Rücktritt. Ob das Zufall war?

Zudem ist an den Besuchertagen mit Protesten von Umweltaktivisten zu rechnen, die die Diskussionen und Unsicherheiten weiter befeuern dürften. Anzunehmen ist, dass der Besucher mit seinem Kommen oder Ausbleiben über die Zukunft der IAA entscheiden wird. Fazit: Alles ist offen, nichts ist sicher, die Verwirrung groß. Nun denn: Auf in die Zukunft! HM