Warum die deutschen Autohersteller die Zeichen der Zeit (immer noch) nicht erkannt haben…

…und Toyota ihnen mal wieder einen Schritt voraus ist.

Die IAA ist vorbei, und sie hinterlässt zwei Erkenntnisse. Erstens: Monumentalmessen ist keine rosige Zukunft beschieden. Das kann man nicht nur am sinkenden Interesse der Autohersteller festmachen. Viele Marken kamen gar nicht nach Frankfurt, andere – darunter auch so wichtige einheimische Marken wie BMW und Mercedes – haben ihr Engagement stark reduziert. So gab BMW nach unbestätigten Quellen statt 36 nur noch sechs Millionen Euro aus. Auch dem Daimler-Stand sah man die Fastenkur deutlich an.

Und auch aus Gesprächen mit Verantwortlichen der Marken ließ sich nicht selten heraushören, dass dieses Format nicht zukunftstauglich sei. Man wolle den Kunden nicht nur Blech zeigen, sondern auch erläutern, worin der Vorsprung der Marke gegenüber anderen bestehe und wie sie mit der Zukunftstechnik zurechtkommen können.

Die Botschaft immer noch nicht verstanden

Viel dürfte, so die Gesprächspartner, davon abhängen, wie viele Besucher bis zum Messeende kommen würden. Schließlich geht es darum, die künftigen Kunden zu erreichen. Und diese Zahl enttäuschte auf ganzer Linie: Der Veranstalter VDA benannte sie mit rund 560.000, was nach 810.000 in 2017 und 932.000 in 2015 einen deutlichen Rückgang darstellt. Der Kunde hat also mit den Füßen abgestimmt. Umso spannender ist die Frage, wie das Format in zwei Jahren aussehen wird.

Zweitens haben die deutschen Hersteller, zumindest aber ihr Verband, die zentrale Botschaft der Zeit immer noch nicht verstanden. Nicht nur, dass die Tage der IAA von hausgemachten Querelen begleitet wurden, wie etwa die Ausladung von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, als sein kritisches Redemanuskript zur Eröffnung durchgesickert war. Vielmehr scheint es, als ob die deutsche Autoindustrie den Kopf in den Sand steckt. Zwar wurden auf jedem Stand die elektrifizierten Autos ins Rampenlicht geschoben, doch deren Entwicklung zur Serienreife dürfte mehr den drohenden Strafzahlungen für nicht erreichte CO2-Grenzwerte geschuldet sein als der Einsicht, aus Umweltschutzgründen emissionsarme oder -freie Autos zu bauen. Ein letzter deutlicher Hinweis darauf, dass in den Reihen der Verbandsmitglieder nicht alles zum Besten steht, war der Rücktritt von VDA-Chef Bernhard Mattes zum Jahresende, den er just zur Eröffnung verkündete. Wenn das keine Botschaft war…

Andere Unternehmen sind weitsichtiger

So arbeiten sich die deutschen Hersteller an den Problemen der Gegenwart ab, während anderswo viel weiter voraus gedacht wird: bei Toyota. Wir erinnern uns: Als der Hybrid Prius vor mehr als 20 Jahren auf den Markt kam, wurde er nur nachsichtig belächelt, zumal er der Marke Verluste bescherte. Toyota aber ließ sich nicht beirren und verbesserte ihn von Generation zu Generation – bis man vor etwa 10 Jahren die Ernte einfahren konnte und weltweit an Renommee gewann und dann auch Gewinne erwirtschaftete. Ein echter Vorsprung durch Technik.

Toyota IAA
Der Toyota Mirai zeigt schon heute, was möglich ist. Foto: Toyota.

Und nun bereitet Toyota den nächsten Schritt nach bewährtem Muster vor. In wenigen Jahren wollen die Japaner mit Wasserstoff und Brennstoffzelle getriebene Pkw massenmarkttauglich machen. Die Brennstoffzellentechnik ist wichtiger Bestandteil des von Toyota selbstauferlegtem Nachhaltigkeitsprogramms „Environmental Challenge 2050“. Gibt es sowas bei deutschen Herstellern?

Wie dem auch sei: Derzeit gibt es bereits den Mirai mit Brennstoffzelle. Der fährt zwar Verluste auf fünfstelligem Euro-Niveau ein. In der Konzernführung nimmt man diesen Umstand aber gelassen, ist er doch Teil einer langfristigen Strategie, wie sie auch einst bei der Hybridtechnik angewendet wurde.

Skaleneffekte nutzen und langfristig planen

Wie beim Hybridantrieb sollen auch beim Brennstoffzellenantrieb Skaleneffekte für eine signifikante Kostenreduktion sorgen. Bereits der erste Mirai war um 95 Prozent günstiger als ein Brennstoffzellen-Prototyp aus dem Jahr 2008. Mit einer dann massenmarkttauglichen dritten Generation des Mirai könnte Toyota in die Gewinnzone vordringen. Der aktuelle Mirai befindet sich bereits auf der Lebenszyklus-Zielgraden, denn seine Fertigung wird im Frühjahr 2020 eingestellt. Einige Monate vorher, im Oktober 2019, wird auf der Tokio Motor Show sein Nachfolger gezeigt, der dann auf neuen Produktionsanlagen in deutlich größerer Stückzahl ab Sommer 2020 vom Band rollen soll. Noch im gleichen Jahr werden erste Fahrzeuge auf den Markt kommen. Für Deutschland dürfte sich der Start bis Anfang 2021 hinziehen.

Noch verraten die Japaner nur wenige Details. Unter anderem sollen sich die Produktionsstückzahlen von derzeit 3.000 auf 30.0000 Fahrzeuge pro Jahr verzehnfachen und der Preis gegenüber dem aktuellen Mirai um 10 bis 15 Prozent sinken. Damit könnte der nächste Mirai in Deutschland weniger als 70.000 Euro kosten. Die derzeitige Reichweite von über 500 Kilometer soll in der Neuauflage hingegen deutlich steigen. Mit der frühestes 2025 startenden dritten Mirai-Generation will Toyota dann ein endgültig massenmarkttaugliches H2-Modell anbieten. Diese Version könnte im Camry-Format zu Preisen von 40.000 bis 45.000 Euro dann auch mit konventionell angetriebenen Vertretern der oberen Mittelklasse preislich konkurrieren.

Die Brennstoffzelle nicht nur im Pkw

Aber Toyota konzentriert sich nicht nur auf den Einsatz im Pkw. Man plant außerdem den verstärkten Einsatz von Brennstoffzellen in Nutzfahrzeugen. Dazu gehören unter anderem mit Wasserstoff getriebene Gabelstapler, die Toyota verstärkt in seinen Werken einsetzt. Bis 2020 soll ihre Zahl auf 180 steigen. Sie werden über hauseigene Tankstellen mit aus Sonnenenergie gewonnenem Wasserstoff betrieben. Zudem werden Brennstoffzellen-Busse gebaut, die kommendes Jahr wie der neue Mirai bei den Olympischen Spielen in Tokyo zum Einsatz kommen sollen. Darüber hinaus betreibt Toyota speziell in den USA außerdem noch Brennstoffzellen-Lkw-Projekte.

Während die Japaner also loslegen, ihre Ziele klar definieren und den Geldbeutel erstmal hintanstellen, wird hierzulande kräftig diskutiert, ob diese Technik denn überhaupt für Pkw geeignet sei. Da dauert es nicht lange, bis sich das Deja-vu einstellt, denn diese Situation ist mit der vor 20 Jahren identisch. Dass eine langfristige Planung bei deutschen Herstellern nicht funktioniert, bewies zuletzt BMW mit dem i-Projekt. Seinerzeit mit viel Tamtam und großen Versprechen gestartet, findet es nun ein jähes Ende – nach nur einer Generation i3 und i8.

Darin liegt nun die zentrale Botschaft: Man sollte nicht alles totdiskutieren, sondern machen! Das benötigen wir derzeit mehr als alles andere. Die nächsten Quartalszahlen dürfen da keine Rolle spielen. Die retten das Klima nicht. HM/SP-X/Titelfoto: IAA

Mobilität im Wandel, IAA auf der Kippe, oder: Wie soll man mit Disruptionen umgehen?

Schon an den ersten Tagen der IAA spürt man den Wandel – nicht nur in der Mobilität. Die Zukunft scheint ungewisser denn je.

Es war so wie immer – und doch ganz anders. Die IAA 2019 steht für den Beginn einer Aufweichung alter Strukturen und Denkweisen. Alles was uns seit Jahrzehnten als Selbstverständlich erscheint steht zur Debatte, wird hinterfragt, durchdiskutiert und unverdaut abgelegt. Endgültige Lösungen sind (noch) nicht in Sicht, man streitet über die besten Übergangsstrategien.

Die zentrale ist das Elektroauto. Wer kein solches – oder zumindest einen Plug-in-Hybriden – auf seinem Stand vorweisen kann, ist out. PS-Protze, also die Fahrzeuge, mit denen richtig Geld verdient und der Wandel finanziert wird, stehen in hinteren Ecken der zumeist kleineren Stände. Elektro ist Trumpf: Der Zeitgeist, die Politik und die Öffentlichkeit wollen es so.

Ohne wirklich grünen Strom geht nichts

Dabei ist das Thema noch lange nicht zu Ende gedacht. Der Strommix hierzulande ist noch weit davon entfernt, „grün“ zu sein. Die Probleme bei der Herstellung der Akkus bestehen weiterhin (Lithium, Kobalt etc), und die (Lade-)Infrastruktur kann mit den Ansprüchen an diese Technologie noch lange nicht mithalten. Nicht selten berichten mir Gesprächspartner, dass ein E-Auto für sie nicht in Frage komme, weil in der Tiefgarage kein Laden möglich und eine Installation nicht erlaubt sei.

Nein, die Elektromobilität ist nicht der Weisheit letzter Schluss – zumindest derzeit noch nicht. Immer mehr Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Dass nämlich ein mit dem aktuellen Strommix betriebenes E-Auto viel zu weit fahren muss, um den Verbrenner bei der Umweltverträglichkeit abzuhängen. Nur wenn man Ökostrom bezieht, kann man davon ausgehen, dass der Break-even einigermaßen schnell erreicht ist. Und zwar schon ab 20.000 bis 30.000 Kilometern. Doch Vorsicht: Nicht jeder Anbieter, der seinen Strom als grün ausgibt ist es auch.

E-Autofahren ist teurer

Mobilität im Wandel
Die Vollkosten für Elektroautos sind im Schnitt 200 Euro höher als die der Verbrenner. Grafik: Lease Plan.

Ein ganz anderes, wichtiges Thema sind die Gesamtkosten eines Elektroautos im Vergleich zum Verbrenner. Auch hier werden immer wieder Vergleiche angestellt, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Jüngstes Beispiel ist eine Auswertung des Fullservice-Leasinggebers Lease Plan, der seinen 110.000 Fahrzeuge großen Fuhrpark einmal im Jahr einer Kostenanalyse unterzieht.

Beim aktuellen „Car Cost Index“ – erst dieser Tage veröffentlicht – handelt es sich um eine umfassende Untersuchung der Kosten für den Unterhalt eines Klein- bis Mittelklassefahrzeugs in 18 europäischen Ländern. Der Index umfasst sämtliche Kosten fürs Autofahren einschließlich Treibstoff, Wertverlust, Steuern, Versicherung und Instandhaltung. Alle Kosten wurden über die ersten drei Fahrzeugjahre gemittelt und gehen von 20.000 km Fahrleistung pro Jahr aus.

Zentrales Ergebnis: Das Fahren eines Elektroautos ist in Deutschland mit Kosten von 804 Euro pro Monat immer noch um rund 220 Euro teurer als das Fahren eines Benziners mit 587 oder Diesels mit 576 Euro.

Der Trick mit dem niedrigen Grundpreis

Daran dürfte sich auf absehbare Zeit auch wenig ändern, denn die Preise für E-Autos sind wesentlich höher als die der Verbrenner. VW verkündete vor der IAA zwar, mit dem ID.3 E-Mobilität für unter 30.000 Euro möglich zu machen. Doch mit guter Ausstattung und großem Akkupack dürfte er locker die 40.000-Euro-Grenze überschreiten.

So waren schon die ersten Tage auf der großen Autoshow am Main von offenen Fragen dominiert – bis hin zu der entscheidenden: Ob denn in zwei Jahren eine Fortsetzung folgen wird. Davor zittert nicht nur der VDA als Veranstalter, sondern auch die Messe Frankfurt. Und um noch ein wenig mehr Öl ins Feuer zu gießen, erklärte just am Eröffnungstag (mit Besuch der Kanzlerin) VDA-Präsident Bernhard Mattes seinen Rücktritt. Ob das Zufall war?

Zudem ist an den Besuchertagen mit Protesten von Umweltaktivisten zu rechnen, die die Diskussionen und Unsicherheiten weiter befeuern dürften. Anzunehmen ist, dass der Besucher mit seinem Kommen oder Ausbleiben über die Zukunft der IAA entscheiden wird. Fazit: Alles ist offen, nichts ist sicher, die Verwirrung groß. Nun denn: Auf in die Zukunft! HM

Elektroautos auf der IAA: Die Stromer sind allgegenwärtig

Weswegen gehen Sie auf die IAA? Wegen der Kraftprotze oder wegen der neuen Elektroautos? Sie sind die heimlichen Stars.

Es gab Zeiten, da war es gar keine Frage, warum man den teilweise beschwerlichen Weg auf und über die IAA in Kauf nahm. Nirgendwo sonst kam man so nah an die Traumautos heran, die nicht selten vor Kraft und Sportlichkeit nur so strotzten. Diese gibt es in diesem Jahr zwar auch in Frankfurt zu bestaunen, die heimlichen Stars aber sind die Stromer, die auf vielen Ständen im Mittelpunkt stehen. Und um Strom im weitesten Sinne geht es nicht nur bei den Autoherstellern, sondern auch den Zulieferern und anderen Ausstellern.

Elektroautos IAA
Golf-Nachfolger? Der ID.3 von VW: Fotos: VW

Doch welche Modelle gibt es zu bestaunen. Die wichtigsten Modelle mit Steckdose haben wir hier zusammen gefasst, auch wenn es noch andere, auch Plug-in-Varianten zu sehen gibt – oder auch chinesische Modelle, die in absehbarer Zeit hierzulande noch nicht angeboten werden.

VWs große E-Auto-Offensive

Die fraglos wichtigste Elektro-Neuheit der IAA ist der VW ID.3, der zugleich den Auftakt einer groß angelegten E-Offensive des VW-Konzerns markiert. Er basiert auf dem elektrischen Baukasten MEB, der noch weiteren E-Modellen des Konzerns als Basis dienen wird. VW-Chef Herbert Diess hat bei der Enthüllung des ID.3 über 70 Stromer bis 2028 angekündigt. Der ID.3 soll dabei in die Rolle des Golfs schlüpfen.

Entsprechend sieht er trotz einiger progressiver Details aus wie ein letztlich vernünftiges und praktisches Kompaktmodell. Auf 4,26 Meter Länge bietet der ID.3 ein Platzangebot fast auf dem Niveau der Mittelklasselimousine Passat. Der Innenraum ist modern eingerichtet, aufgeräumt und natürlich ist man bestens vernetzt. Auf Wunsch kann man den zu Preisen unterhalb von 30.000 Euro mit dann 330 Kilometer Reichweite startenden ID.3 auch mit größerer Reichweite von bis zu 550 Kilometer bekommen – dann natürlich mit Aufpreis.

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Das Äquivalent von Opel: der Corsa-e. Foto: Opel

Der Kraftprotz unter den Elektroautos auf der IAA

Das krasse Gegenteil zum Volks-Stromer ID.3 ist die sportliche E-Ikone Porsche Taycan, der mit extremen Fahrleistungen sowie einem fein ausgestatteten Innenraum beeindruckt. Darüber hinaus ist der viersitzige Flachmann ein echter Hingucker, dessen knackig proportioniertes Heck Emotionen wie ein Porsche 911 weckt. Auf Boxersound muss man allerdings verzichten, auf Leistung hingegen nicht: Die stärkere Version Turbo S mit 560 kW/761 PS beschleunigt den 2,3-Tonner in weniger als 10 Sekunden auf Tempo 200. Maximal sind 260 km/h möglich. Trotz mächtig dimensionierter Batterie darf man angesichts der Fahrleistungen keine Reichweitenwunder erwarten, doch rund 400 Kilometer sollen nach WLTP-Messung möglich sein. Mit einem Preis von mindestens 152.000 Euro fällt der Taycan selbst für einen Porsche allerdings teuer aus.

Corsa-e heißt Opels Antwort auf den VW ID.3. Die Neuauflage des Kleinwagen-Klassikers bietet die PSA-Tochter auch in einer batterieelektrischen Variante an. Mit 100 kW/136 PS erlaubt der Stromer gute Fahrleistungen und dank 50-kWh-Batterie auch eine ordentliche Reichweite von 330 Kilometer. Darüber hinaus relativiert der rund 30.000 Euro teure Corsa-e mit einer gediegenen Ausstattung den nicht gerade geringen Basispreis.

Hondas Stadtflitzer ohne Außenspiegel

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Knuffiger Stadtflitzer von Honda: Honda e. Foto: Honda

Mit knapp unter 34.000 Euro noch etwas mehr kosten wird ein schlicht E genannter Elektrokleinwagen von Honda, der 2020 offiziell auf den Markt kommen soll. Der mit viel Retro-Charme ausstaffierte Stadtstromer zeichnet sich durch einige technische Leckereien wie etwa Kameras als Außenspiegel oder ein mit mehreren großen Displays garniertes Armaturenbrett aus. Außerdem soll der nur 3,90 Meter kurze Japaner mit dynamischem Heckantrieb und 110 kW/150 PS auch in Sachen Fahrspaß überzeugen. Der im Frühsommer 2020 verfügbare E ist angesichts seiner 36-kWh-Batterie allerdings kein Reichweitenwunder, denn mit einer Ladung kommt man lediglich 220 Kilometer weit.

Deutlich mehr, nämlich 260 Kilometer, schafft der neue E-Up von VW, der zusammen mit seinen Schwestermodellen von Skoda und Seat auf der IAA sein Debüt feiert. Das im Vergleich zum Vorgänger stattliche Reichweitenplus von gut 60 Prozent verdankt der E-Up einer auf gut 32 kWh gewachsenen Batterie. Trotz des deutlich größeren Stromspeichers ist der Preis auf rund 22.000 Euro gesunken. Wer den Umweltbonus abgreift, bekommt einen E-Up so für deutlich unter 18.000 Euro. Speziell in diesem Fall gibt es E-Mobilität zwar weiterhin nicht zum Schnäppchen-Tarif, doch wird sie durchaus bezahlbar.

Der Smart bleibt ein Stadtfloh

Der Stadt als Einsatzgebiet treu bleibt der frisch renovierte und künftig ausschließlich elektrisch angetriebene Smart Fortwo EQ. Trotz seiner deutlich modernisierten Außenhaut bleibt es technisch bei einem 41 kW/60 PS starken Motor und einer 17,6 kWh großen Batterie. Im urbanen Umfeld kann der Vortrieb sogar richtig Spaß vermitteln, die 160 Kilometer Reichweite sind allerdings nur ausreichend für den Einsatz in der Stadt. Wie bisher gibt es den Smart als zweisitziges Coupé und Cabriolet sowie als viertürigen Forfour. Die Preise dürften weiterhin bei rund 22.000 Euro starten.

Die britische BMW-Tochter Mini zeigt mit dem Mini Cooper SE ihr erstes ernst gemeintes E-Auto. Teile der Technik stammen vom i3, das Drehmoment des E-Motors dürfte in Verbindung mit dem dynamischen Fahrwerk für besonderen Fahrspaß sorgen. Der Stadtflitzer verfügt über 184 PS und ein 33-kWh-Akku. HM/SP-X

Solardach für E-Autos: Mehr Reichweite ohne Steckdose

Das Fraunhofer Institut hat ein neuartiges Solardach für E-Autos entwickelt. Zusätzliche Reichweite: Bis zu 10 Kilometer am Tag.

Das Elektroauto ist die Technik der (näheren) Zukunft. Um deren Reichweite weiter zu verbessern, hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ein Solardach für E-Autos mit hocheffizienten Solarzellen entwickelt. Das Dach lässt sich in beliebigen Farben individuell beschichten, wobei die Solarzellen unsichtbar in das vorgeformte Solardach integriert sind.

Mit einer Nennleistung von etwa 210 W je Quadratmeter könne das Dach an einem sonnigen Tag Strom für etwa 10 Kilometer Fahrtstrecke bei einem E-Auto der Mittelklasse liefern. Über ein Jahr gerechnet könne die Fahrzeugreichweite um etwa 10 Prozent verlängert werden, heißt es. Auf dem Gemeinschaftsstand der Fraunhofer-Gesellschaft (Halle 4.1, Stand C 12) auf der Internationalen Automobil Ausstellung IAA präsentiert das Fraunhofer ISE zwei Solarautodächer in verschiedenen Farben.

„Ausbau der Photovoltaik vorantreiben“

„Um eine CO2-freie Energieversorgung in allen Sektoren zu realisieren, müssen wir den Ausbau der Photovoltaik massiv vorantreiben, auch jenseits von Hausdächern und Freiflächen. Solarmodule werden künftig noch mehr in unsere bereits bebaute Umwelt integriert werden, zum Beispiel auch in Fahrzeuge“, erklärt Dr. Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE.

Für die Integration der Photovoltaik in das Solardach setzen die Freiburger Forscher auf die Schindelverschaltung: Die monokristallinen Siliciumsolarzellen werden dabei überlappend angeordnet und in einem Klebeverfahren mit einem leitfähigen Kleber verschaltet. So entstehen keine inaktiven Flächen durch Zell-Zwischenräume, die Modulfläche lässt sich maximal für die Stromerzeugung nutzen und bietet ein homogenes, ästhetisches Gesamtbild. Weiterhin sorgen geringere Widerstandsverluste und der Wegfall der Verschattung durch aufliegende Zellverbinder sowie eine besonders hohe Verschattungstoleranz für eine um bis zu zwei Prozent höhere Moduleffizienz im Vergleich zu konventionellen Solarmodulen.

Man sieht sie nicht…

Eine weitere Besonderheit des Solardaches: Die Solarzellen sind komplett durch eine individuelle Farbbeschichtung verborgen und somit unsichtbar. Der Effizienzverlust durch die Morpho-Color-Glasbeschichtung betrage nur sieben Prozent relativ. Der vom Morpho-Schmetterling inspirierte Effekt werde durch spezielle Oberflächenstrukturen erreicht, die eine hohe Farbsättigung bei guter Blickwinkelstabilität ermöglichen.

Solarzellen als Reichweitenverlängerer für E-Autos liegen im Trend. So will das Start-up Sono Motors im kommenden Jahr einen Kompaktwagen mit Photovoltaik-Karosserie auf den Markt bringen, die Strom für bis zu 34 Kilometer Zusatzreichweite am Tag generieren. HM/Foto: Fraunhofer Institut

E-Autos auf der IAA: Die Stars sind die Stromer

Auf der diesjährigen IAA stehen auch die neuen E-Autos der in Frankfurt präsenten Hersteller im Rampenlicht. Ein Überblick.

Mutiert die IAA zur Bühne einer nahenden Mobilitätswende? Diese Entwicklung käme den Machern der Messe nicht ungelegen, fehlen doch in diesem Jahr so einige Marken, und so mancher Hersteller hat seinen Auftritt verkleinert. Kein Wunder, dass der ideelle Träger der IAA, der Verband Deutscher Automobilindustrie (VDA), die Flucht nach vorne antritt und die Messe umbauen möchte.

Dennoch steht weiterhin das Auto als zentraler Blickfang im Fokus – und in diesem Jahr wird sie endlich die schon vor langer Zeit für den Paradigmenwechsel versprochenen Produkte auch als Serienmodelle zeigen. Wie keine IAA zuvor steht ihre Neuauflage (12. bis 22. September) für neue Elektroautos – greifbar, bezahlbar und in den allermeisten Fällen zeitnah verfügbar.

Der Star ist der VW ID.3

Großer Star der Messe und Vorbote einer groß angelegten E-Offensive des VW-Konzerns ist der ID.3. Das in der Basisversion knapp 30.000 Euro teure Kompaktauto soll in der Tradition von Käfer und Golf das künftige Volumenmodell der Marke werden. Der Fünftürer steht auf einer speziell entwickelten E-Auto-Plattform, auf der schon bald weitere Modelle wie ein SUV und ein Bus folgen sollen.

E-Autos IAA
Honda zeigt seinen neuen Stromer, den Honda-e. Foto: Honda

Ebenfalls schon auf dem Sprung in die Showrooms befindet sich die E-Version des neuen Opel Corsa, der gehobene Ausstattung, 100 kW/136 PS sowie 330 Kilometer Reichweite zum Preis von rund 30.000 Euro bieten wird. Rund 5.000 Euro mehr kosten dürfte der ebenfalls für 2020 angekündigte Honda E – ein rein elektrisch getriebener Kleinwagen mit charmanter Retro-Aura und einem mit vielen Displays garniertem Cockpit. Der Mini soll 110 kW/150 PS leisten und 200 Kilometer Reichweite bieten.

Stadtflitzer: Mini Cooper SE

Apropos Mini: BMWs englische Submarke stellt mit dem Cooper SE einen Stadtflitzer mit 184-PS-Motor und 33-kWh-Akku vor. Als weitere City-Stromer werden zudem die technisch identischen Kleinstwagenmodelle E-Up, Mii Electric und Citigo-e vorstellig, die mit Preisen unter 20.000 Euro den Einstieg in die E-Mobilität markieren.

E-Autos IAA
Auch spannende: der Edag CityBot. Foto: Edag

Ein weiteres Elektro-Highlight der IAA wird der Porsche Taycan sein. Der für Anfang 2020 angekündigte Hochleistungs-Stromer soll der Tradition der Marke alle Ehre machen. Mercedes zeigt zudem mit dem EQV, einer E-Variante der V-Klasse, einen geräumigen und mit über 400 Kilometer auch reichweitenstarken Stromer. Zudem hat Mercedes mehrere Plug-in-Hybride im Messegepäck dabei.

Spannende Konzeptfahrzeuge

Gleiches gilt unter anderem für Opel, BMW und Skoda. Auch die fernere E-Auto-Zukunft wird auf der Messe wieder eine Rolle spielen. Die Seat-Submarke Cupra, Hyundai, Edag und Mercedes zeigen Konzeptfahrzeuge mit einem Schwerpunkt auf elektrischen Vortrieb.

Und dann gibt es da noch eine Idee aus dem VW Konzern: Die Volkswagen Group Components zeigt gemeinsam mit Partnerfirma eClassics einen auf Elektroantrieb umgerüsteten VW Käfer. Man arbeite auch bereits daran, den Bulli und den 356er-Porsche auf E-Antrieb umzurüsten, heißt es. Preise werden freilich nicht genannt. HM/SP-X/Titelfoto: VW