VW ID.3 DMT Arena

Die erste Fahrt im VW ID.3

Im September werden die ersten VW ID.3 ausgeliefert. Wir haben schon eine Runde mit dem Stromer gedreht.

Zu sehen war der ID.3 erstmals auf der Internationalen Automobilausstellung im September 2019. Fast genau ein Jahr später werden endlich die ersten Fahrzeuge des in Zwickau produzierten E-Autos ausgeliefert. Doch zunächst kommen nur die Frühbucher der First Edition zum Zug: Mehr als 35.000 Kunden sollen es laut VW sein, die den Wagen ohne Probefahrt quasi blind im Laufe der vergangenen zwölf Monate bestellt haben.

Silke Bagschik, Leiterin Vertrieb und Marketing für die ID-Modelle bei VW, weiß um das große Vertrauen, das die Käufer hier der Marke entgegenbringen. Das gelte es nun zu bestätigen. Die First Edition zum Preis von knapp 39.000 Euro ist mit einer Batterie ausgerüstet, die mit einem Energiegehalt von 58 Kilowattstunden (kWh) um die 420 Kilometer Reichweite erzielen soll.

17,6 kWh Testverbrauch

VW ID.3
Der VW ID.3 flitzt flink um die Ecken.

Dieser Stromspeicher ist auch im ID.3 Pro Performance (um die 35.000 Euro) verbaut, der ebenso wie der ID.3 Pro S (77 kWh/549 Kilometer im WLTP/knapp 50.000 Euro) von jetzt an „regulär“ bestellt werden kann. Auslieferung im Oktober, so VW. Die E-Maschine leistet in beiden Versionen 204 PS und hat ein Drehmoment von 310 Newtonmetern (Nm). Den mittleren Verbrauch im NEFZ gibt VW mit 15,4 bis 14,5 kWh pro 100 Kilometer an. Bei relativ gelassener Fahrt über Autobahn und Landstraße mit maximal Tempo 140 (bei 160 Kilometer pro Stunde ist ohnehin Schluss) haben wir tatsächlich 17,6 kWh erfahren. Damit reicht die Energie der Batterie auf alle Fälle für etwas mehr als 300 Kilometer. Nach dem Marktstart folgt die Version mit einem 146 PS starken Motor und einer 45-kWh-Batterie, die laut WLTP Energie für 330 Kilometer hat.

Apropos erfahren: Unterwegs mit dem ID.3 ist es weniger der für E-Autos typische knallharte Antritt auf den ersten Metern, der überrascht. Stattdessen trumpft der elektrisch angetriebene VW mit enormer Handlichkeit auf. Rangieren auf engstem Raum ist kein Problem. Flott angesteuerte Kurven meistert der 4,26 Meter lange, 1,81 Meter breite und 1,55 Meter hohe Wagen leicht und locker. Querrippen in der Straße mag das Fahrwerk hingegen nicht ganz so gerne. Doch der Komfort leidet darunter kaum. Einen großen Anteil daran hat auch das niedrige Geräuschniveau. Erst ab Tempo 130 macht sich der Wind ein klein wenig bemerkbar im Passagierabteil.

Großzügiges Platzangebot

Das bietet vor allem auf der Rückbank ein Platzangebot, das bei ähnlichen Außenabmessungen wie der Golf fast mit dem im Passat vergleichbar ist. Grund dafür ist in erster Linie der Radstand von 2,77 Metern. Auf der anderen Seite benötigt die E-Maschine, die erstmals seit dem Käfer wieder im Heck über der angetriebenen Hinterachse verbaut ist, weitaus weniger Raum als ein Verbrenner. Der Kofferraum fasst 385 Liter Gepäck, durch Umklappen der geteilten Fondlehne wächst das Volumen auf 1.267 Liter (dachhoch beladen).

VW ID.3
Für den ID.3 gibt es insgesamt sieben Ausstattungsniveaus. Fotos: VW

Die Verpflanzung des Antriebs ins Heck schlägt sich zudem positiv auf das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer nieder. Erstgenannter sitzt vor einem futuristisch anmutenden Cockpit. Direkt hinter dem Lenkrad angesiedelt ist ein kleines Display (5,3 Zoll) für die notwendigsten Infos wie Geschwindigkeit und Reichweite. Über eine große Wippe rechts vom Display werden Vorwärts- und Rückwärtsgang der Eingang-Automatik sowie die Parksperre angewählt. Außerdem kann der Grad der Rekuperation noch in zwei Stufen (D und B) eingestellt werden. Das One-Pedal-Fahren, also das mehr oder weniger starke Abbremsen über die Rekuperation, ist damit nicht unbedingt möglich. Und doch lässt sich in der Stufe B schon nach wenigen Kilometern ein ähnliches Gefühl erzeugen.

“Hallo, ID”

Mittig platziert auf der mehrstufigen Instrumententafel und leicht zum Fahrer geneigt ist der Zehn-Zoll-Touchscreen. Telefonie, Navigation, Entertainment, Assistenzsysteme und Fahrzeug- Setup lassen sich hier steuern. Einfacher aber ist das über die serienmäßige Sprachbedienung, die nach „Hallo, ID“ auf den alltäglichen Wortschatz reagiert. Die Mittelkonsole mit großen Staufächern liegt als separates Bauteil zwischen den Vordersitzen. Das ist gelungen. Anders dagegen der doch recht große Anteil von Hartplastik in unteren Bereichen oder im Fond. Hier ist deutlich zu erkennen, wo die Sparmaßnahmen angesetzt wurden.

VW ID.3
Die Bedienung folgt größtenteils über den zentralen 10-Zoll-Touchscreen.

Weniger gespart hat VW bei der Ausstattung. Zum Verkaufsstart werden ID.3 Pro Performance und ID.3 Pro S als vorkonfigurierte Modelle Life, Business, Family, Style, Tech und Max angeboten. Generell sind Ambientebeleuchtung mit zehn Farben, Geschwindigkeitsbegrenzer sowie Klimatronic samt einer elektrischen gekoppelten Standklimatisierung an Bord. Das Radio Ready 2 Discover mit DAB+-Tuner und zwei USB-C-Schnittstellen in der Mittelkonsole ist ebenfalls in der Basisversion enthalten. Die Funktion App Connect erlaubt das Medienstreaming über das Smartphone. Apple Car Play, Android Auto und Mirror Link sind vorhanden. Neu und wirklich durchdacht ist ein schmales Lichtband unter der Windschutzscheibe, das dem Fahrer nach dem Einsteigen signalisiert, dass das Auto fahrbereit ist. Wenn der ID.3 laut Navigationsroute abbiegen soll, wandert ein blaues Licht zum linken oder rechten Ende des Bands. Rot leuchtet das Band auf, wenn Gefahr droht.

Strom für 600 Euro kostenlos

In der eigenen Garage können ID.3-Besitzer über die Volkswagen Tochter Elli zertifizierten Naturstrom aus regenerativen Energiequellen laden. Der ID.Charger (ab 388 Euro), die neue Wallbox von VW, ist in drei Versionen erhältlich, alle bieten bis zu elf kW Ladeleistung. Damit lässt sich eine leere Fahrzeugbatterie abhängig vom Modell in etwa sechs bis siebeneinhalb Stunden wieder zu 100 Prozent vollladen. An öffentlichen Ladepunkten ist das Laden mit dem serienmäßigen Mode-3-Kabel möglich.

Ebenfalls serienmäßig vorhanden ist ein CCS-Ladeanschluss, mit dem auch Gleichstrom (DC) geladen werden kann. Beim ID.3 Pro Performance beträgt die mögliche DC-Ladeleistung bis zu 100 kW. Der ID.3 Pro S erzielt bis zu 125 kW

Bei allen ID.3-Versionen kann die Umweltprämie von insgesamt 9.000 Euro abgezogen werden. Zudem gibt VW noch ein Jahr lang den Strom bis zu einer Höhe von 600 Euro kostenlos dazu. Wolfgang Schäffer

VW ID.3 First Edition – Technische Daten:

Fünftürige, fünfsitzige Limousine der Kompaktklasse; Länge: 4,26 Meter, Breite: 1,81 Meter (mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,57 Meter, Radstand: 2,28 Meter, Kofferraumvolumen: 385 – 1.267 Liter.

Elektromotor; 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment: 310 Nm ab 1 U/min, Heckantrieb, Eingang-Automatik, 0-60 km/h: 3,4 s, 0-100 km/h: 7,3 s, Vmax: 160 km/h, Batteriegröße 58 kWh, Reichweite 420 Kilometer, Normverbrauch: 14,5 kWh/100 km., CO2-Ausstoß: 0  g/km, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse: A+

Preise (brutto): First Edition: 38.990 Euro, First Plus: 44.835 Euro, First Max: 48.735 Euro.

Fuhrparkmanager bei E-Autos skeptisch

Die E-Mobilität rückt immer näher. Doch viele Fuhrparkmanager sehen dem Umstieg eher skeptisch entgegen.

In seiner aktuellen Analyse „Powertrain 2019“ hat der Marktbeobachter Dataforce 615 Fuhrparkleiter zum Status Quo in Sachen Elektromobilität in deutschen Flotten befragt. Das Thema ist polarisierend. Im Schnitt planen die Fuhrparkleiter die Anteile an Elektrofahrzeugen oder Plug-In-Hybriden in ihrer Flotte bis Ende nächsten Jahres zu verdoppeln, auch wenn sie klare Worte finden, was sie von den Herstellern noch erwarten.

So zeige die Analyse einerseits, dass sowohl Gesamtökobilanz als auch Nachhaltigkeit von E-Fahrzeugen von den Flottenmanagern stark angezweifelt werden. Aber andererseits spiele neben den Kosten und der fehlenden flächendeckenden Ladeinfrastruktur ein weiterer Faktor eine große Rolle: mangelhafte Informationspolitik seitens der Hersteller.

Kenntnisstand ausbaubar

50 Prozent der Befragten fühlen sich „weniger gut“ bis „gar nicht gut“ durch die Automobilindustrie oder die Autohäuser zu elektrischer Mobilität informiert. Lediglich knapp ein Viertel sieht sich „außerordentlich gut“ bis „gut“ mit Fakten versorgt.

So sollte mit Aufklärungsarbeit und gezielten Kampagnen, nicht nur auf den Webseiten der Hersteller, auf den sinnvollen Einsatz der unterschiedlichen Antriebstechnologien hingewiesen werden. Denn als Dienstwagen – so sind sich die Fuhrparkleiter nach ihrem Wissensstand jedenfalls einig – sind Benziner und Dieselfahrzeuge nach wie vor die bessere Wahl. Erfreulich ist, dass die Mehrheit (55 %) aller Flottenbetreiber selbst schon einmal E-Fahrzeug gefahren sind und somit erste Erfahrungen sammeln konnten. Im letzten Jahr waren es noch 48 Prozent.

Fuhrparkmanager
Lademöglichkeiten bei Unternehmen mit Fuhrpark sind nur eingeschränkt vorhanden. Chart: Dataforce

Problem Ladeinfrastruktur

Die Ladeinfrastruktur jedoch bereitet den Fuhrparkleitern und nicht zuletzt den Dienstwagenfahrern nach wie vor Sorgen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 13 Prozent der Fuhrparkleiter auf die Schätzfrage nach der aktuellen Anzahl öffentlich zugänglicher E-Tankstellen vermuten, dass es maximal 1.000 gibt (Bundesnetzagentur Stand 10/2019: 10.500 gemeldete Ladeeinrichtungen). Diese würden sich dann auch mit 10.000 bis 20.000 Ladesäulen zufriedengeben, um es als ausreichend für die Elektrifizierung der Flotte einzustufen. Im Schnitt werden 8.000 Ladesäulen in Deutschland aktuell geschätzt und 43.500 gefordert, um E-Fahrzeugfahrern die Besorgnis zu nehmen, mal nicht in unmittelbarer Nähe laden zu können.

Interessant ist, dass mehr als 60 Prozent der Befragten bereits über Lademöglichkeiten im Unternehmen verfügen oder die Planung bereits in Angriff genommen haben. Knapp 40 Prozent hingegen haben keine Stromtankstelle und planen auch keine, wobei die Begründungen breit gefächert sind: von absoluter Ablehnung von E-Mobilität, einem Warten auf Wasserstoff bis hin zu den eingeschränkten baulichen Möglichkeiten vor Ort und desinteressierten Vermietern. HM

Zulassungen im Juli: Flottenmarkt wächst erneut zweistellig

Vor allem der Boom im Flottenmarkt trieb die Zulassungen im Juli bei den Pkw um 4,7 Prozent nach oben. Wachstum auch bei den Transportern.

Der Juli war ein guter Monat für die Autoindustrie in Deutschland. Um 4,7 Prozent stiegen die Zulassungen im Juli wie Marktbeobachter Dataforce berichtet. Mit 332.788 Pkw wurden 2019 so viele Neuwagen zugelassen wie in keinem Juli seit der Abwrackprämie 2009.

Am stärksten zum Wachstum beigetragen hat der Flottenmarkt. Hier stiegen die Neuzulassungen um 14,9 Prozent, und auch nach arbeitstäglicher Bereinigung bleibt das Wachstum zweitstellig (+11,9 %). Nach den Erfahrungen im letzten Jahr haben offenbar viele Fuhrparkverantwortliche beschlossen, Fahrzeuganschaffungen vorzuziehen, um erneuten Lieferschwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wenn im September schon wieder alle Modelle auf neue Abgasvorschriften homologiert werden müssen.

Wie sieht´s im Privatmarkt aus?

Die privaten Neuzulassungen lagen im Juli 2019 nominal 2,6 Prozent höher als vor Jahresfrist. Arbeitstäglich bereinigt rutscht das Marktsegment minimal ins Minus (0,1 %). Nach Herausrechnung von Kalendereffekten liegt der Privatmarkt damit seit September 2018 kontinuierlich leicht unter den jeweiligen Vergleichswerten.

Zulassungen im Juli
Der Flottenmarkt legt im Juli um 14,9 Prozent zu. Grafik: Dataforce.

Vorzieheffekte bei den Eigenzulassungen

Bei Fahrzeugbau und Fahrzeughandel lagen die Juliwerte nur wenig über der saisonüblichen Entwicklung. Der Vorzieheffekt vor Einführung der neuen Emissionsvorschriften war gering. Entsprechend fielen die Neuzulassungen arbeitstäglich bereinigt unter die Werte aus dem Vorjahresmonat, denn im Juli 2018 hatten beide erhebliche Bestände aufgebaut.

Transportermarkt zieht wieder an

Der Transportermarkt war im Juli zurück auf Wachstumskurs. Die Neuzulassungen von leichten Nutzfahrzeugen und Pkw-Utilities kletterten um 11,9 Prozent (bereinigt 9,0 %). Dabei stachen einmal mehr die Autovermieter hervor, deren Neuzulassungen den Vorjahresmonat um mehr als die Hälfte übertrafen.

Alle anderen Marktsegmente waren ebenfalls im Plus. Nach den Autovermietern fiel der Anstieg bei den Flottenzulassungen mit 12,3 Prozent am deutlichsten aus, während die Eigenzulassungen des Fahrzeughandels am anderen Ende des Spektrums nur um 1,3 Prozent zulegten. HM