e-tron

Der zweite Streich: Audi stellt den e-tron Sportback vor

Die e-tron-Familie von Audi erhält Zuwachs: Der Sportback kommt mit zwei Batteriegrößen und bietet auch eine Weltneuheit.

In Los Angeles hat Audi heute Nacht den e-tron Sportback vorgestellt, das zweite e-tron-Modell der Familie. Freilich fährt auch der Sportback rein elektrisch und soll laut Audi bis zu 446 Kilometer (nach WLTP) mit einer Ladung schaffen. Im Unterschied zu seinem Bruder, dem e-tron 55 quattro, fällt das Heck ein wenig früher ab und verleiht dem Sportback eine Coupéform. Mit 1.616 Millimetern ist der e-tron Sportback insgesamt 13 Millimeter flacher als der bekannte e-tron. Länge und Breite (4,901 und 1,935 Meter) sind bei beiden Varianten exakt gleich.

Das Batteriesystem des Audi e-tron Sportback 55 quattro speichert brutto 95 kWh Energie (86,5 kWh netto) und arbeitet mit 396 Volt Nominalspannung. Es liegt als flacher, breiter Block unter der Fahrgastzelle, mit der es an 35 Punkten verschraubt ist. Das Batteriesystem ist äußerst steif und crashsicher – dank eines massiven Schutzrahmens und eines Aluminiumverbunds, der die 36 Zellmodule aufnimmt.

Zwei Antriebsoptionen

e-tron
Kommt mit zwei Batteriegrößen: Audi e-tron Sportback. Fotos: Audi

Der e-tron Sportback wird mit zwei Antriebs-Optionen angeboten. Der 55 quattro leistet 265 kW (und bis zu 300 kW im Boost-Modus), der 50 quattro kommt auf 230 kW. Mit der großen Batterie kann der e-tron Sportback mit maximal 150 kW laden, mit der kleinen Batterie sind es höchstens 120 kW. Die Ladezeit auf 80 Prozent gibt Audi in beiden Fällen mit einer knappen halben Stunde an.

Beim Wechselstrom-Laden gelten dieselben Aussagen wie beim bekannten e-tron quattro: Die AC-Ladeleistung liegt bei 11 kW, ab Sommer 2020 kann das Auto mit einem optionalen zweiten Onboard-Lader bestellt werden, womit die Ladeleistung auf 22 kW steigt. Ebenfalls 2020 soll die Plug&Charge-Funktion implementiert werden.

Weltinnovation: die digitalen Matrix-LED-Scheinwerfer

Mit den digitalen Matrix LED-Scheinwerfern als Maximal-Ausstattung, präsentiert Audi eine Weltneuheit in der Großserie: In winzige Pixel zerlegt, kann ihr Licht die Straße hochauflösend ausleuchten. Dahinter steht eine Technologie mit dem Kürzel DMD (Digital Micromirror Device), die auch in vielen Video-Beamern im Einsatz ist. Ihr Herzstück ist ein kleiner Chip mit etwa einer Million Mikrospiegeln, die jeweils nur eine Kantenlänge von einigen hundertstel Millimeter aufweisen. Mithilfe elektrostatischer Felder lässt sich jeder einzelne von ihnen pro Sekunde bis zu 5.000 Mal kippen. Je nach Stellung gelangt das LED-Licht so entweder über die Linsen auf die Straße oder wird in einem Absorber geschluckt, um Ausblendungen zu erzeugen.

e-tron
Das Cockpit des Audi e-tron Sportback.

Im Sportback hat das digitale Licht, das Mitte 2020 das Angebot erweitert, mehrere Aufgaben. Es kann dynamische Leaving- und Coming-Home-Animationen generieren, die als Projektionen auf einer Wand oder auf dem Boden erscheinen. Mit dieser Inszenierung wird der Raum vor dem Auto zur gezielt ausgeleuchteten Bühne. Das digitale Licht kann das Kurven-, Stadt- und Autobahnlicht als Ausprägungen des Abblendlichts mit höchster Präzision darstellen und das Fernlicht durch eine noch exaktere Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer ergänzen.

Neuartige Funktionen

Vor allem aber bietet es neuartige Funktionen, wie das Spur- und Orientierungslicht. Auf Schnellstraßen erzeugt das Spurlicht einen Lichtteppich, der den eigenen Fahrstreifen hell ausleuchtet und sich beim Spurwechsel dynamisch anpasst. Damit erhöht es die Aufmerksamkeit des Fahrers auf den relevanten Fahrstreifen und trägt zur Verkehrssicherheit bei. Zusätzlich zeigt das Orientierungslicht mit dunklen, vom Licht ausgesparten Verläufen vorausschauend die Position des Fahrzeugs im Fahrstreifen an und unterstützt so – insbesondere auf engen Straßen oder in Baustellen – die sichere Spurmittenführung. In Verbindung mit dem optionalen Nachtsichtassistenten kommt zudem das Markierungslicht zum Einsatz. Erkennt das System einen Fußgänger, weist das Licht auf ihn hin und reduziert so die Gefahr Passanten in Fahrbahnnähe zu übersehen.

Im Frühjahr 2020 soll der Sportback auf dem Markt starten, ab Ende November will Audi Reservierungen annehmen. Der Einstiegspreis für den e-tron Sportback 50 quattro soll bei 71.350 Euro liegen. Die Preise für den 55 quattro oder das angekündigte Sondermodell „edition one“ nennt Audi noch nicht.

Cityflitzer

Cityflitzer mit E-Antrieb: Seat Mii kommt nun elektrisch

Wer einen wendigen und emissionsfreien Cityflitzer sucht, der könnte bald bei Seat fündig werden: Der Mii electric kommt im Februar auf den Markt.

Bislang war von der VW-Tochter Seat in Sachen Elektrifizierung eher wenig zu hören – auch weil der Kleinstwagen Mii nicht in den Genuss eines Elektroantriebs kam, im Gegensatz zum Schwestermodell Up (e-UP). Mit der Elektro-Offensive der Spanier kommt nun also nicht nur der elektrische Mii, sondern bis 2021 fünf weitere elektrifizierte Modelle, unter anderem der auf der IAA vorgestellte El Born.

Der erste aber ist der Mii electric. Und es mag vielleicht ärgerlich gewesen sein, dass der Mii seinerzeit übergangen wurde, nun aber dürfte seine Premiere umso überzeugender ausfallen, denn allein die Daten weisen durchaus gute Werte auf. Der Kleine soll laut Hersteller im Eco-Mode in der Stadt bis zu 350 Kilometer schaffen, geht es über Land dürften es 100 Kilometer weniger sein. Verbaut ist ein 32,3 kWh großer Akku, der mit bis zu 40 kW Leistung (Gleichstrom /DC) gefüttert werden kann und damit in einer Stunde zu 80 Prozent geladen ist.

Bis zu 350 Kilometer Reichweite

Cityflitzer
In den Laderaum passen bis zu 923 Liter. Fotos: Seat

Der Verbrauch liegt laut Seat bei 14,4 bis 14,9 kWh auf 100 Kilometer, und bei ersten Testfahrten in Madrid hat sich dieser Wert bestätigt. Hetzt man den E-Mii allerdings über Autobahnen, steigt der Verbrauch stark an. Um möglichst sparsam – oder auch flott – unterwegs sein zu können, gibt es drei Fahrprofile von Standard bis zu Eco+, notfalls kann man auch die Energie-Rekuperation verstärken, so dass man das Bremspedal in der Stadt kaum noch in Anspruch nehmen muss. Mit ein wenig Übung hat man das schnell raus.

Da Seat im VW-Konzern für den Bereich Connected Car und Apps zuständig ist, hat man es sich nicht nehmen lassen, dem Mii eine App zu spendieren, über die man Reichweite, Türen (offen/zu), Klimasteuerung und Ladestand per Fernabfrage abrufen kann. Auch in den Genuss einiger Assistenten aus den größeren Klassen kommt der Kleine: So gibt es nun einen Spurassistent und die Schildererkennung.

Leasingangebot: 145 Euro ohne Anzahlung

Das Beste aber an dem Cityflitzer ist, dass er nun in Preisbereiche vordringt, die ihn nicht allzu weit von seinen Verbrenner-Brüdern verorten: Dank der versprochenen Förderung durch die Regierung und der Automobilindustrie verringert sich der Einstandspreis von 20.650 auf 14.650 Euro brutto.

Cityflitzer
Eine Blende heitert den Innenraum des Mii electric auf.

Wer den Betrag nicht bar hinblättern möchte, kann auch ein Leasingmodell in Anspruch nehmen: 145 Euro monatlich ohne Anzahlung, und nach drei Jahren wird der Kleine einfach zurückgegeben. Auf den Akku gibt Seat acht Jahre Garantie oder 160.000 Kilometer. Diese greift, wenn der Akkukapazität unter die Grenze von 70 Prozent sinkt. Eine Wallbox kostet 900 oder 1.200 Euro.

Für überschaubares Geld also bekommt man für die City nun einen E-Flitzer, der viel bietet: Reichweite, Ladekomfort und insgesamt ein ausgereiftes Fahrzeug, dass auch einige Annehmlichkeiten bieten kann, wenn man tiefer in die Tasche greift (Metalliclackierung 470 oder Winterpaket 480 Euro). Und das ist doch was.

Fuhrparkmanager bei E-Autos skeptisch

Die E-Mobilität rückt immer näher. Doch viele Fuhrparkmanager sehen dem Umstieg eher skeptisch entgegen.

In seiner aktuellen Analyse „Powertrain 2019“ hat der Marktbeobachter Dataforce 615 Fuhrparkleiter zum Status Quo in Sachen Elektromobilität in deutschen Flotten befragt. Das Thema ist polarisierend. Im Schnitt planen die Fuhrparkleiter die Anteile an Elektrofahrzeugen oder Plug-In-Hybriden in ihrer Flotte bis Ende nächsten Jahres zu verdoppeln, auch wenn sie klare Worte finden, was sie von den Herstellern noch erwarten.

So zeige die Analyse einerseits, dass sowohl Gesamtökobilanz als auch Nachhaltigkeit von E-Fahrzeugen von den Flottenmanagern stark angezweifelt werden. Aber andererseits spiele neben den Kosten und der fehlenden flächendeckenden Ladeinfrastruktur ein weiterer Faktor eine große Rolle: mangelhafte Informationspolitik seitens der Hersteller.

Kenntnisstand ausbaubar

50 Prozent der Befragten fühlen sich „weniger gut“ bis „gar nicht gut“ durch die Automobilindustrie oder die Autohäuser zu elektrischer Mobilität informiert. Lediglich knapp ein Viertel sieht sich „außerordentlich gut“ bis „gut“ mit Fakten versorgt.

So sollte mit Aufklärungsarbeit und gezielten Kampagnen, nicht nur auf den Webseiten der Hersteller, auf den sinnvollen Einsatz der unterschiedlichen Antriebstechnologien hingewiesen werden. Denn als Dienstwagen – so sind sich die Fuhrparkleiter nach ihrem Wissensstand jedenfalls einig – sind Benziner und Dieselfahrzeuge nach wie vor die bessere Wahl. Erfreulich ist, dass die Mehrheit (55 %) aller Flottenbetreiber selbst schon einmal E-Fahrzeug gefahren sind und somit erste Erfahrungen sammeln konnten. Im letzten Jahr waren es noch 48 Prozent.

Fuhrparkmanager
Lademöglichkeiten bei Unternehmen mit Fuhrpark sind nur eingeschränkt vorhanden. Chart: Dataforce

Problem Ladeinfrastruktur

Die Ladeinfrastruktur jedoch bereitet den Fuhrparkleitern und nicht zuletzt den Dienstwagenfahrern nach wie vor Sorgen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 13 Prozent der Fuhrparkleiter auf die Schätzfrage nach der aktuellen Anzahl öffentlich zugänglicher E-Tankstellen vermuten, dass es maximal 1.000 gibt (Bundesnetzagentur Stand 10/2019: 10.500 gemeldete Ladeeinrichtungen). Diese würden sich dann auch mit 10.000 bis 20.000 Ladesäulen zufriedengeben, um es als ausreichend für die Elektrifizierung der Flotte einzustufen. Im Schnitt werden 8.000 Ladesäulen in Deutschland aktuell geschätzt und 43.500 gefordert, um E-Fahrzeugfahrern die Besorgnis zu nehmen, mal nicht in unmittelbarer Nähe laden zu können.

Interessant ist, dass mehr als 60 Prozent der Befragten bereits über Lademöglichkeiten im Unternehmen verfügen oder die Planung bereits in Angriff genommen haben. Knapp 40 Prozent hingegen haben keine Stromtankstelle und planen auch keine, wobei die Begründungen breit gefächert sind: von absoluter Ablehnung von E-Mobilität, einem Warten auf Wasserstoff bis hin zu den eingeschränkten baulichen Möglichkeiten vor Ort und desinteressierten Vermietern. HM

Dank E-Auto-Zuschuss: Auf Augenhöhe mit Verbrennern

Der E-Auto-Zuschuss steigt bis zu einem Listenpreis von 40.000 Euro netto auf 6.000 Euro. Damit schaffen es manche Stromer auf Benziner-Niveau. Ein Überblick.

Die Bundesregierung möchte die Elektromobilität vorantreiben, nachdem das Ziel, bis 2020 eine Million Stromer auf der Straße zu haben, ja gescheitert ist. Dazu soll die Infrastruktur massiv ausgebaut werden, aber auch Elektroautos können unter Umständen mit bis zu 6.000 Euro Netto-Zuschuss von Staat und Industrie gefördert werden. Darauf haben sich beide Seiten nun bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt verständigt. Voraussetzung für den Maximalrabatt, der sich inklusive Mehrwertsteuer auf 7.140 Euro beläuft, ist ein Nettolistenpreis unterhalb von 40.000 Euro (brutto: 47.600 Euro). Die Kosten für den Erwerb eines Stromers sinken dadurch im besten Fall auf vierstelliges Niveau.

20 E-Autos unter 40.000 Euro

E-Auto-Zuschuss
Konmmt Anfang nächsten Jahres: Der Peugeot e-208 spielt in der Liga von Renault Zoe und VW ID.3. Foto: PSA

Rund 20 elektrische Großserien-Pkw mit einem Nettolistenpreis unterhalb von 40.000 Euro sind aktuell verfügbar, mindestens ein halbes Dutzend weiterer kommt in den nächsten Monaten dazu. Auswahl ist also durchaus vorhanden. Im Detail reicht das Angebot vom Kleinstwagen für den Stadtverkehr bis zu Kompaktautos für die Mittelstrecke. Nicht unter die 40.000-Euro-Grenze schaffen es hingegen die Modelle von Tesla sowie die Luxus-SUV der deutschen Hersteller.

Zum echten Preisbrecher wird durch den aufgestockten Umweltbonus der e.Go Life (Titelfoto) – schon heute mit einem Grundpreis von 15.900 Euro brutto der günstigste Stromer auf dem deutschen Markt. Künftig ist der Kleinstwagen mit seinen in der günstigsten Ausführung rund 100 Kilometern Reichweite schon für 8.760 Euro zu haben. Alternativ stehen in der Kleinstwagenklasse auch die frisch geliftete E-Modelle von Smart mit Maxi-Bonus zur Verfügung. Fortwo und Forfour sollen bis zu 159 Kilometer weit kommen und rund 22.000 Euro kosten, wenn sie im kommenden Jahr verfügbar werden. In ähnlichen Preisregionen tummelt sich das E-Kleinstwagentrio aus dem VW-Konzern: VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo kommen pro Akkufüllung rund 260 Kilometer weit.

Auch der Pionier wird günstiger

E-Auto-Zuschuss
Alter Bekannter, bald günstiger: BMW i3. Foto: BMW

Eine Klasse höher findet sich mit dem BMW i3 ein deutscher Elektro-Pionier, der bislang mit einem Listenpreis von 38.000 Euro extrem teuer war für einen Kleinwagen. Der Umweltbonus drückt ihn nun in verträglichere Gefilde, ohne ihn wirklich günstig zu machen. Mit knapp 360 Kilometern Reichweite, Premiumflair und originellem Öko-Innenraum zahlt er die Investitionen jedoch zumindest teilweise zurück.

Schon einiges günstiger, wenn auch längst nicht so edel, ist der Renault Zoe, der inklusive Batterie für 300 Kilometer ab 29.900 Euro zu haben ist. Damit spielt der Franzose in Regionen, in denen auch die technisch verwandten Newcomer Opel Corsa-e und Peugeot e-208 fahren, die für Anfang 2020 angekündigt sind. Die Reichweite soll jeweils bei 330 Kilometern liegen. Nach Abzug des Förderrabatts liegen alle drei nur noch knapp über der 20.000-Euro-Grenze – ein Preis, der auch für einen gut ausgestatteten und motorisierten Verbrenner-Kleinwagen durchaus nicht überzogen wäre.

Natürlich auch begünstigt: der ID.3

E-Auto-Zuschuss
Die günstigste Version des VW ID.3 soll knapp 30.000 Euro kosten und läge mit Förderung auf dem Niveau des Golf. Foto: VW

In der Kompaktklasse dürfte der für den Frühling angekündigte VW ID.3 die interessanteste Alternative für Bonus-Jäger sein. Die Basisversion mit 330 Kilometern Reichweite kostet laut Liste 29.900 Euro, liegt dank Umweltbonus künftig in der Praxis auf dem Niveau eines ordentlich ausgestatteten VW Golf mit konventionellem Motor.

Wichtigste Alternative im klassischen Kompaktsegment ist der Nissan Leaf, der bei 36.800 Euro Listenpreis startet und bis zu 385 Kilometer weit kommt. Wem Limousinen nicht modern genug sind, findet auch einige kleine Crossover wie den Kia e-Soul für 34.000 Euro oder den Hyundai Kona Elektro für 34.600 Euro, beide mit rund 300 Kilometern Basis-Reichweite. Preise unter 30.000 Euro sind also auch für mittelstreckentaugliche E-Autos künftig kein Problem mehr.

5.000 Euro für teurere Stromer

Auch wer oberhalb der 47.600-Euro-Grenze kauft, geht nicht automatisch leer aus. Bis zu einer Grenze von 77.350 Euro brutto ist ein Zuschuss von 5.950 Euro (5.000 Euro netto) vorgesehen. Erst in der Luxusliga darüber gibt es kein Geld mehr vom Staat. Darüber hinaus sollen auch Plug-in-Hybride künftig stärker gefördert werden. In Kraft treten soll die Neuregelung noch im November. SP-X/Titelfoto: E.Go

E-Autos 2020: Die große Welle rollt an

Von den Micro-Cars bis zu den Transportern, von den „Chinesen“ bis zu den Start-ups – eine Übersicht der E-Autos, die 2020 auf den Markt kommen.

In der Öffentlichkeit, in vielen Foren, auf Veranstaltungen und am Stammtisch wird derzeit heiß darüber diskutiert, welches wohl das beste Antriebskonzept für die CO2-ärmere Mobilität der Zukunft sein kann. Und wie man denn den Wandel vom Verbrenner auf Alternativen vollziehen sollte. Während diese Diskussion immer hitziger wird, schafft die (europäische) Politik Fakten. Durch die CO2-Vorgabe von 95 Gramm je Kilometer und drohenden Strafzahlungen für deren Überschreitung haben die Hersteller sich ins Zeug gelegt, um 2020 so viele E-Autos wie möglich auf die Straße zu bringen.

Na also, es geht doch! Der aufmerksame Beobachter lernt, dass politische Vorgaben und drohende Strafen durchaus erzieherischen Effekt haben. Und dass der Wandel nicht von der Industrie ausgeht. Dass der deutschen Politik der Mut dafür fehlt, wissen wir ja nicht erst seit dem umstrittenen Klimapaket. Das kommende Jahr könnte also der Startschuss sein für eine elektrische Auto-Zukunft. Schauen wir uns die Kandidaten an, die nicht selten einiges an Überzeugungskraft bieten.

Micro-Cars

Ob das auf Micro-Cars zutreffen wird, scheint eher fragwürdig. Das Beispiel Renault Twizy hat gezeigt, dass man mit energetisch vernünftigen, jedoch bei Technik und Sicherheit unterlegenen Autos nur wenige begeistern kann. Dennoch werden wir wohl auch in diesem Segment einige Neuheiten wie etwa den Isetta-Klon Microlino beziehungsweise seinen Zwilling Karolino von Artega, den Citroen Ami One oder den Seat Minimo erleben, die allesamt übrigens bereits ab 16 Jahren gefahren werden dürfen.

E-Autos 2020
Smart baut künftig nur noch E-Autos. Foto: Daimler

Kleinwagen

Auch im Kleinst- und Kleinwagen-Segment wird es schon bald ein deutlich breiter gefächertes Angebot geben. Nicht wirklich neu sind die frisch gelifteten Autozwerge der Daimler-Tochter Smart, die künftig nur noch elektrisch fahren. Technisch bleibt es mit 160 Kilometer Reichweite beim Einsatzgebiet Stadt. Auch preislich wird sich vermutlich wenig ändern. Smart Fortwo und Fourfour sind eng mit Renaults Twingo verwandt, welchen die Franzosen kommendes Jahr elektrifizieren wollen.

Eine ebenfalls lediglich überarbeitete E-Neuheit ist der VW Up, der bei den Konzerntöchtern Skoda und Seat Citigo E beziehungsweise Mii Electric heißen wird. Auch diese Kleinstwagen wird es künftig nicht mehr mit Verbrenner geben. Doch in allen drei Fällen gibt es größere Batterien und damit deutlich mehr Reichweite als einst beim E-Up: 260 Kilometer erlauben auch Überlandfahrten. Und die drei E-Minis aus dem VW-Konzern sind mit 20.650 bis rund 22.000 Euro sogar deutlich günstiger geworden. Noch keine konkreten Informationen, aber zumindest eine Ankündigung für seinen Marktstart kommendes Jahr gibt es außerdem für einen elektrischen Fiat 500.

E-Autos 2020
Einer von dreien aus dem PSA-Konzern: Peugeot e208. Foto: PSA

Kompaktwagen

Auch eine Klasse drüber kündigen sich gleich mehrere Neuheiten an. Ebenfalls im Dreier-Pack wird PSA seinen neuen Elektrokleinwagen alias Opel Corsa-e, Peugeot 208e und DS3 Crossback E-Tense auf den Markt bringen. Bei rund 30.000 Euro geht es hier mit dem Opel Corsa-e los, der gute Fahrleistungen und ordentliche Reichweite bietet: Die 50-kWh-Batterie soll für 330-WLTP-Kilometer reichen. Rund 34.000 Euro muss investieren, wer sich einen Honda E zulegen will. Dieser bietet Retrocharme, einen flotten Antrieb und einen coolen Innenraum. Mit seiner 35,5-kWh-Batterie sind allerdings nur 220 Kilometer Reichweite drin. Ähnlich lifestylig ausgerichtet wie der Honda E ist auch der Mini Cooper SE, der mit 33-kWh-Akku, 270 Kilometer Reichweite und einem Preis ab 32.500 Euro auch recht ähnliche Eckdaten wie der japanische Mitbewerber aufweist.

E-Autos 2020
Der Star unter den Neulingen 2020: VW ID.3. Foto: VW

Die fraglos wichtigste E-Neuheit 2020 ist der kompakte ID.3, mit dem VW der E-Mobilität zum großen Durchbruch verhelfen will. Ein gefälliges Design, ein geräumiger Innenraum sowie gute Fahrleistungen in Kombination mit gehobenen Reichweiten sind zusammen mit einem moderaten Einstiegspreis von rund 30.000 Euro der entsprechende Schlüssel zum erhofften Erfolg. Die MEB genannte Plattform des ID.3 wird noch vielen weiteren Modellen des VW-Konzerns als technische Grundlage dienen. Seat und Skoda haben mit El Born und Vision iV bereits Studien der entsprechenden Schwestermodelle gezeigt, die ebenfalls mit vermutlich sehr ähnlichen Eckdaten wie der ID.3 noch 2020 an den Start gehen sollen.

SUV

Breiter wird auch das Angebot elektrisch getriebener SUV werden. Volvo wird Ende 2020 den über 400 PS starken XC40 Recharge bringen, der 400 Kilometer Reichweite bieten soll. Der Schwede wird auf der gleichen Plattform aufsetzen wie sein ebenfalls für 2020 angekündigter Konzernbruder Polestar 2, der schon im Sommer zu Preisen von 59.000 Euro starten soll. Wohl eher zum Ende des Jahres wird zudem Ssangyong sein erstes Elektro-Modell auf den Markt bringen, der 2018 mit der Studie e-SIV angedeutet wurde, mit 61,5-kWh-Batterie und 450 Kilometer Reichweite.

E-Autos 2020
Schafft 80 Prozent Ladung in 40 Minuten: der neue VolvoXC40 Recharge. Foto: Volvo

Auch Mazda hat mit dem E-SUV MX-30 seinen ersten Stromer vorgestellt, der sich mit 35,5-kWh-Batterie und 200 Kilometer Reichweite als Zweitwagen empfiehlt. Gut doppelt so weit dürfte der fürs Frühjahr von BMW angekündigte iX3 werden. Mit 600 Kilometer eine sogar dreifache Reichweite verspricht Ford für sein unter dem Projektnamen Mach 1 angekündigten Crossover, dessen Design Zitate vom Mustang aufnehmen soll.

Sportwagen

Auch im Segment der Sportwagen wird sich etwas bewegen, und das ziemlich schnell. Taycan heißt die Porsche-Flunder, die in der Topversion Turbo S mit 560 kW/762 PS den Sprint in 2,8 Sekunden schafft und maximal 260 km/h erreicht, preislich allerdings in der abgespeckten Basis bereits sechsstelliges Niveau erreicht. Nicht ganz so sportlich und mehr auf Komfort ausgelegt dürfte der mit dem Taycan technisch eng verwandte Audi E-Tron GT werden, der für Ende 2020 angekündigt wurde.

Transporter

E-Autos 2020
Bis zu 360 Kilometer Reichweite soll die E-Version des Fiat Ducato bieten. Foto: Fiat

Auch bei den Transportern tut sich einiges. Streetscooter will seinen Work aufpeppen, der geräumiger, schneller und komfortabler wird. Mercedes bietet ab Frühjahr mit dem EQV eine elektrifizierte V-Klasse mit 90 kWh und 400 Kilometer Reichweite. Fiat will den Lieferwagen Ducato zeitnah in einer E-Version auflegen, nennt aber noch keine Details. Zudem kombiniert Renault die elektrischen Lieferwagen Kangoo und Master künftig mit einer Brennstoffzelle, die als Range Extender fungiert.

Brennstoffzelle

Apropos Brennstoffzelle: Toyota hat soeben die zweite Generation des wasserstoffgetriebenen Mirai enthüllt, der wohl noch 2020 mit 650 Kilometer Reichweite antreten wird.

Neues aus China…

Ansonsten haben sich noch einige Newcomer aus China angekündigt. Für Aufsehen sorgen dürfte der Byton M-Byte, der als „Smartphone auf Rädern“ angekündigt wird und zudem hohe Reichweiten bieten soll. Die Preise starten bei 53.300 Euro. Aiways hingegen sieht für seinen ab April verfügbaren U5 mit 500 Kilometer Reichweite nur ein Leasing-Konzept vor. Eine Nummer kleiner ausfallen wird der ebenfalls aus China stammende MG ZS EV, der mit 44,5 kWh rund 260 Kilometer weit kommen soll. Auch Geely, Mutterkonzern von Volvo, plant 2020 den Markteintritt in Deutschland unter anderem mit den Marken Lynk & Co und Geely.

…und von den Start-ups

Und dann wären da noch die Start-ups: Im Frühjahr endgültig auf den Markt kommen soll der Kleinstwagen-Stromer E.Go Life aus Aachen, der ab rund 16.000 Euro zu haben ist. Die ebenfalls deutsche Firma Sono Motors will im Sommer mit dem kleinen Van Sion starten, der zu Preisen ab 25.500 Euro als Besonderheit eine integrierte Photovoltaikanlage bietet. Das Schweden-Projekt Uniti mit dem One scharrt ebenfalls mit den Hufen. Deutsche Kunden werden allerdings wohl erst 2021 bedient. HM/SP-X