Amhänger

Der e-Trailer: „Eine völlig neue Anhänger-Welt“

Interview mit dem BEM-Vorstandsmitglied Markus Emmert zum Thema Elektroauto und Anhänger. Es tut sich viel.

Puls: Herr Emmert, der Artikel „Anhängerkupplung für Kia e-Niro“ vom 21. September 2020 ist auf dmt-puls.de einer der meistgeklickten. Wie erklären Sie sich das Interesse an dem Thema?

Markus Emmert: Zuerst geht es bei dem Thema um die Mobilität des Alltags. Der Anhänger, wir nennen ihn Trailer, ist ein weit verbreitetes Hilfsmittel oder Hobby, denken wir nur an die vielen Nutz-, Wohn- oder Pferdeanhänger. Die Trailer-Welt ist sehr groß, und deswegen geht es nicht, dass wir diese in der Welt der Elektromobilität ausklammern. Beim Bundesverband eMobilität haben wir seit 5 Jahren eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema befasst und die gute Ergebnisse geliefert hat. Dieser Arbeitsgruppe gehören alle namhaften Trailer-Hersteller, aber auch Vertreter von Hochschulen und Verbänden an.

Wo genau liegt das Problem bei Anhängern in der E-Welt?

BEM Emmert
„Eine völlig neue Welt“: Markus Emmert, Vorstandsmitglied des BEM. Foto: BEM

Nun, der zentrale Punkt ist natürlich, dass die elektrische Reichweite unter den Zuglasten enorm leidet. Wir sprechen hier von Einbußen von 50 bis 70 Prozent. Für längere Reisen mit Trailer ist das nicht zumutbar, denken wir nur an die Wohnanhänger. Hinzu kommt, dass die Ladeplätze nicht so ausgelegt sind, dass man sie mit einem Hänger am Fahrzeug nutzen kann. Wir bräuchten, wie in der Verbrenner-Welt, also Drive-Through-Stationen. Und zu guter Letzt haben Elektromotoren zwar ein gutes Drehmoment, beim Anfahren am Berg mit Zuglasten haben sie bisweilen teilweise aber dennoch Schwierigkeiten.

Die neue eTrailer-Generation

Wie sehen die Lösungen aus?

Wenn man bedenkt, dass die Technologie des Trailers seit Jahrzehnten keine Weiterentwicklung erfahren hat, dann müssen wir den Trailer ganz neu denken. Bedenken Sie nur, dass der 13-polige Stecker als Verbindung zum Zugfahrzeug schon vor 30 Jahren seine Zulassung bekam. Zudem harmonieren die Anhänger nicht mit den neuen Assistenten im Bereich des teilautonomen Fahrens. Diese sind zumeist nicht für das Gespannfahren ausgelegt.
Wir müssen also quasi von vorn beginnen und neu denken. Die neue Trailer-Generation in den Klassen 01 bis 04, also vom Grünschnittanhänger bis zum großen Lkw-Anhänger, erhält einen eigenen elektrischen Antrieb und wird von einer eigenen Traktionsbatterie unterstützt werden. Diese unterstützt etwa beim Anfahren und kann den Antrieb des elektrischen Zugfahrzeugs bis fast zum neutralen Punkt unterstützen. Aktiv schieben darf dieser natürlich nicht. Dies ist die neue eTrailer-Generation.
Das bedeutet, dass der Akku des Zugfahrzeugs geschont wird und seine Reichweite gewahrt bleibt. Das bedeutet aber auch, dass die Anhängelast eines Zugfahrzeuges keine wichtige Rolle mehr spielt. Es ist also denkbar, dass ein Kleinwagen einen Zwei-Tonnen-Hänger an den Haken nimmt.

Der Hänger entlastet, er schiebt nicht

Der Hänger hätte also die Aufgabe, passiv zu unterstützen.

Genau. Der Hänger schiebt nicht, er entlastet nur. Hinzu kommt, dass er über einen neuen Stecker-Standard auch mit den Assistenten kommunizieren könnte, das Fahren mit Hänger also sicherer machen. Er bietet Wohnanhängern beispielsweise aber auch Energiereserven für den Campingurlaub oder andere Bereiche. Hier kommt auch das wichtige Thema V2X (Vehicle to grid) zum Einsatz.

Könnte dieser E-Trailer auch mit Verbrennern interagieren?

Ja, das ist kein Problem. Und das hätte den großen Vorteil, dass der Kraftstoffverbrauch des Zugfahrzeugs sinkt, die Umwelt geschont wird und die klimapolitischen Ziele im Verkehrssektor erreicht werden können.

„Wir stehen in den Startlöchern“

Wie weit ist die Entwicklung? Wann können wir mit den neuen E-Trailern rechnen?

Wie erwähnt befasst sich der BEM und unsere 65 Teilnehmer umfassende BEM-Arbeitsgruppe „eMobilität & Anhänger“ seit 5 Jahren mit dem Thema, und die Umsetzung ist schon ziemlich weit. Es gibt schon erste Vorserienmodelle. Wir stehen mehr oder weniger in den Startlöchern. Geplant ist, dass wir die EG-Zulassung, basierend auf den neuen EG-Fahrzeugklassen O1e – O4e,bis zum Ende des kommenden Jahres bekommen und mit der Serienfertigung beginnen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass der E-Trailer nicht nur der E-Mobilität eine völlig neue Welt eröffnet. Titelfoto: VW

Vielen Dank für das Gespräch!

Sehen Sie hier ein Video des BEM, das die Vorzüge des eTrailers erläutert.

architecture-1837176_1920_Bild von Pexels auf Pixabay

E, H2 oder eFuels? Diskussion überflüssig!

Das E-Auto mit Batterie oder Wasserstoff? Oder Verbrenner mit eFuels? Die Diskussion ist in vollem Gange. Doch es müsste sie gar nicht geben.

Dieser Tage jagt mal wieder eine Studie die andere. Sie drehen sich um die Frage, wie die CO2-Bilanz des batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugs (BEV) wirklich aussieht, ob nicht etwa andere Technologien wie der Verbrennungsmotor – entweder mit Erdölprodukten oder eFuels – hinsichtlich der CO2-Vermeidung die bessere Wahl wäre. Oder vielleicht doch das Brennstoffzellenauto?

Der Think Tank Agora Verkehrswende hat sich tendenziell für die BEV ausgesprochen, der Verband der Ingenieure VDI lastet ihnen hingegen einen zu großen CO2-Rucksack an – vor allem wegen der energieintensiven Herstellung der Batterien und des kohlelastigen Energiemixes im Herstellungsland China. Allgemein kritisiert werden die Akkus auch immer wieder wegen der Nutzung der Rohstoffe Kobalt und Silizium. Andere Studien kommen wiederum zu anderen Ergebnissen, die nachzuvollziehen nicht selten schwer fällt.

Das Geschäft mit den Studien

Was übrigens für alle Studien gilt, egal ob es um die Umweltverträglichkeit von Elektroautos geht. Will man eine Studie wirklich beurteilen, muss man sich in ihre Details genau einarbeiten, muss ihren Aufbau verstehen, ihre Umsetzung bewerten, ihre Schwachstellen finden und – am wichtigsten – sie statistisch überprüfen. Erst dann kann man die Zahlen verstehen und interpretieren. Und nur dann! Eine Aufgabe, die schon mal den Umfang einer Masterarbeit erreichen kann.

Wie schnell man falschen Studien auf den Leim gehen kann und wie sie manchmal die Wissenschaft auf Jahrzehnte beeinflussen, kann man in dem Buch „Schlechte Medizin – ein Wutbuch“ von Dr. med. Gunter Frank nachlesen. Der Hausarzt aus Heidelberg hat sich den unzähligen Studien und Meta-Studien im Medizinbereich gewidmet, viele analysiert und zieht ein erschütterndes Fazit. Lesenswert und eine Veranschaulichung, wie mit Pseudo-Wissenschaft Meinung gemacht und Milliardenmärkte erschlossen werden.

Es geht um Milliardenmärkte

Ähnliches zeichnet sich nun beim Streit um die Pkw-Mobilität der Zukunft ab. Auch hier geht es um Milliardenmärkte. Studie um Studie erscheint, alle kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen und nicht immer lässt sich erkennen, ob und welche wirtschaftlichen Interessen dahinter stehen. Denn das ist einer der großen Erkenntnisse des Buches von Dr. Frank: Über die „Wissenschaft“, untermauert mit Studien, lässt sich das große Geld verdienen, indem man die Politik beeinflusst und die öffentliche Meinung.

Wie wollen wir morgen fahren?

Man sollte die „Wissenschaft“ und deren Produkte also nicht immer als großen Heilsbringer feiern, sondern den Blick erheben und unbefangen nachdenken. Und da stellt sich im Bereich Mobilität die zentrale Frage:

Wollen wir in 20 oder 30 Jahren immer noch Erdöl in CO2 und Antriebsenergie verwandeln?

Nein, das wollen wir sicher nicht. Wir wollen, da ist sich die Mehrheit wohl einig, dezentral gewonnene und regenerative Energien nutzen, um uns in möglichst umweltfreundlich produzierten Karossen fortzubewegen.

Ist das der zentrale gemeinsame Nenner? Ich denke schon. Und dann kann die Antwort nur lauten, dass wir auf das BEV setzen.

Und vor diesem Hintergrund macht die endlose und von vielen Lobbyisten unterwanderte Diskussion unter Begriffen wie Technologie-Offenheit keinen Sinn. Dann muss es heißen: Das ist das Ziel – volle Kraft voraus! HM/Titelfoto: pixabay

Der Diesel ist wieder auf dem Vormarsch

Im aktuellen DAT Diesel-Barometer entspannt sich die Lage bei der Dieselkrise. Autohändler spüren verstärkte Nachfrage nach E-Antrieben.

Wie die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) hat im aktuellen DAT Diesel-Barometer analysiert, sehen viele Autohändler eine Rückkehr der Kunden zu den Selbstzündern. Allerdings existiert nach wie vor hoher Beratungsbedarf. Grundsätzlich entspannt sich die Situation weiter, allerdings sind im Detail noch Herausforderungen zu bewältigen.

Vor allem im Flottenbereich spielt der Diesel weiterhin eine wichtige Rolle. Aber dort erleben Händler nun wegen der Förderungen verstärktes Interesse an Fahrzeugen, die nur mit 0,5 Prozent versteuert werden. Hier die Fakten im Überblick:

Über 90% der Händler nehmen wieder Diesel-Pkw in Zahlung: Die Frage, ob aktuell Diesel-Pkw in Zahlung genommen werden, verneinen nur 9% der Automobilhändler. Dieser Anteil lag vor einem Jahr noch bei 18%, im Frühjahr 2018 bei 22%.

Immer weniger Euro-5-Diesel

DAT-Barometer
Das Interesse an elektrifizierten Dienstwagen steigt. Grafiken: DAT

Vorsichtige Entspannung bei Drohverlustrückstellungen: Aktuell bilden 41% der Händler Rückstellungen für drohende Verluste aufgrund der anhaltenden Situation rund um den Diesel. Vor einem Jahr bestätigten dies noch 59%.

Euro-5-Diesel weiter rückläufig: Die Anzahl der Fahrzeuge mit Emissionsklasse Euro-5 nimmt aus Sicht des Automobilhandels weiter ab. 15% des gesamten Gebrauchtwagenbestandes machen diese Fahrzeuge aktuell aus. Vor einem Jahr waren es noch 22%. Von allen auslaufenden Leasing- oder Finanzierungsverträgen erwarten die Händler noch 13% Euro-5-Diesel. Auch dieser Anteil lag vor einem Jahr deutlich höher (23%). Im Oktober 2019 wechselten nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) noch 49.071 gebrauchte Euro-5-Diesel-Pkw, was 27% aller Diesel-Besitzumschreibungen ausmacht. An der Spitze liegen weiterhin die Euro-6-Pkw, gefolgt von den älteren Fahrzeugen der Emissionsklasse 4 oder niedriger.

Aufklärung zum modernen Diesel

Beratungsleistung des Handels weiter hoch: 85% aller Händler gaben an, eine höhere Beratungsleistung in den Kundengesprächen bezüglich deren Fragen rund um den Diesel zu haben. Auch hier zeigt sich ein leichter Rückgang, weshalb man von einer leichten Entspannung sprechen kann: Vor einem Jahr bestätigten das noch 93% der Händler. Fakt ist aber: Der Informationsbedarf der Endverbraucher ist weiterhin sehr hoch.

DAT-Barometer
Die CO2-Bilanz ist der Hauptgrund für ein E-Auto im Fuhrpark.

Jeder fünfte Händler sieht die Dieselkrise als überwunden: Erstmals wurde für das aktuelle DAT Diesel-Barometer den Händlern die Frage gestellt, ob die Dieselkrise überwunden sei. Dies bestätigten 21% der Händler. Für knapp 80% gilt das demnach nicht.

Kunden kehren zum Diesel zurück: 50% der Händler haben Kunden, die wieder zum Diesel zurückgekehrt sind. Auch diese Frage wurde erstmals im aktuellen DAT Diesel-Barometer gestellt. Was das Vertrauen der Händler selbst in die Dieseltechnologie betrifft, so ist hier ein Vergleich zum Vorjahr möglich: 43% statt vormals 56% glauben, dass die Bedeutung des Diesels im Vergleich zum Benziner abnehmen wird.

Nachfrage nach Alternativen

Nachfrage nach alternativen Antrieben durch staatliche Anreize ist spürbar: 29% der Händler haben vermehrt Anfragen von Firmenkunden nach Pkw, die unter die sogenannte 0,5-%-Regelung fallen. Dies bedeutet, dass der Dienstwagenfahrer eines solchen Pkw von einem vergünstigten Steuersatz profitieren kann (nur 0,5% statt 1% des Bruttolistenpreises). Voraussetzung ist, dass der Pkw mindestens 40 km rein elektrisch fahren kann oder einen maximalen CO2-Ausstoß von 50 Gramm pro Kilometer (gemessen nach WLTP) hat.

Die Standzeiten der Diesel-Pkw sind weiter hoch: Im Durchschnitt stehen bei den Händlern gebrauchte Diesel-Pkw 90 Tage und kosten pro Tag 28 Euro. Dies ist weiterhin eine finanzielle Belastung für die Ertragslage im Handel. Bei den Fahrzeugwerten wird deutlich, dass bei drei Jahre alten Diesel-Gebrauchtwagen die Verlaufskurve leicht sinkt und nun bei 52,0% des ehemaligen Listenneupreises liegt. Der Abstand zu den vergleichbaren Benzinern (56,7% des ehemaligen Listenneupreises) ist nicht größer geworden.

DAT-Barometer
Der Diesel hat im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht zugelegt.

Der Gebrauchtwagenmarkt zeigt kaum Rückgang der Diesel-Nachfrage: Seit Jahresbeginn bis Ende Oktober wurden 1,94 Mio. Diesel-Besitzumschreibungen beim KBA registriert. Das ist ein leichter Rückgang von 0,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Neu zugelassen wurden im gleichen Zeitraum 973.898 Dieselfahrzeuge. 2018 waren es von Januar bis Oktober 935.629. Das entspricht einem Zuwachs von 4%.

„Flottenkunden setzen auf moderne Diesel“

Michael Hedtke, Autohaus Hedtke: „Im Flottenkundenbereich spielt die wesentliche Musik weiterhin in Richtung hocheffizienter Dieseltechnologie. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass aufgrund der bestehenden staatlichen Kaufanreize, wie der Dienstwagenbesteuerung und der Umweltprämie, eine verstärkte Nachfrage für alternative Antriebe bei unseren Marken zu verzeichnen ist. Die große Herausforderung dabei liegt in den zukünftigen Restwerten dieser Fahrzeuge und hier insbesondere der PHEVs, denn für diese Brückentechnologie kennt niemand Stand heute die Marktchancen in 36 Monaten. Die Lage im operativen GW-Geschäft hat sich entschärft, und der freie Fall ist hier im Laufe des Jahres gestoppt worden. Weiterhin kann unsererseits im Bereich gebrauchter Dieselvermarktung im Durchschnitt leider immer noch nicht von einem ausreichenden Ertragsgeschäft gesprochen werden.“

„Outlander Plug-in-Hybrid sehr gefragt“

Dr. Borris Wiebusch, Autohaus Wiebusch, ergänzt: „Die Verunsicherung über die Zukunft des Diesels ist auch bei unseren Kunden noch sehr ausgeprägt. Nur ausgesprochene Vielfahrer mit einer Jahresfahrleistung von mehr als 30.000 km suchen noch nach einem Diesel. Dagegen hat das ernsthafte Interesse an alternativen Antrieben seit Anfang des Jahres enorm zugenommen. Über 15% unserer gesamten Mitsubishi-Verkäufe entfallen mittlerweile auf den Outlander Plug-in-Hybrid. Ferner haben sich im Jahr 2019 zwei Drittel unserer Outlander-Kunden für die Plug-in-Hybrid-Variante entschieden.“

„Sieben Gründe, warum eFuels zum Mobilitätsmix der Zukunft gehören“

Ein Beitrag von Bosch Mobility Solutions für eine Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehr durch eFuels.

Alle Welt spricht von Elektromobilität, von der Brennstoffzelle, E-Scootern und so weiter. Doch was ist mit den zig Millionen Verbrennern, die bereits auf den Straßen unterwegs sind? Nach Meinung der Bosch-Tochter Mobility Solutions können auch diese einen Beitrag leisten – dank eFuels:

„Die Erderwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber dem Beginn der Industrialisierung begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad – das verlangt das Pariser Klimaschutzabkommen. Dafür müssen auch die fossilen CO₂-Emissionen des Verkehrs in den nächsten drei Jahrzehnten gegen Null gesenkt werden. Aber wie? Die Elektromobilität nimmt erst jetzt so richtig Fahrt auf und ist auch nur so emissionsfrei wie der Strom, mit dem die Batterie geladen wird. Außerdem ist rund die Hälfte der Fahrzeuge, die 2030 auf der Straße sein werden, bereits verkauft – der Großteil davon mit Benzin- oder Dieselmotor. Auch der Fahrzeugbestand muss und kann einen Beitrag zur CO₂-Reduzierung leisten. Möglich ist das mit synthetischen Kraftstoffen, den sogenannten eFuels.

1) Zeit
Aus der Grundlagenforschung sind eFuels längst heraus. Technisch ist es schon heute möglich, synthetische Kraftstoffe herzustellen: Mit Strom aus erneuerbaren Energien wird aus Wasser zunächst Wasserstoff produziert. Zudem wird Kohlenstoff benötigt. Aus CO₂ und H₂ gewinnt man anschließend synthetische Kraftstoffe – also Benzin, Diesel, Gas oder Kerosin. Die Produktionsverfahren sind etabliert. Die Kapazitäten müssen aber rasch ausgebaut werden, um den Bedarf zu decken. Investitionsanreize ließen sich durch Kraftstoffquoten, die Anrechnung von CO₂-Einsparungen durch eFuels auf den Flottenverbrauch und langfristige Planungssicherheit schaffen.

CO2 aus der Umgebungsluft

2) Klimaneutralität
eFuels werden ausschließlich mit erneuerbaren Energien erzeugt, etwa aus Sonne oder Wind – daher auch das „e“ im Namen. Zudem stammt das in der Herstellung verwendete CO₂ idealerweise aus der Umgebungsluft. Damit wird das Treibhausgas zum Rohstoff. Es entsteht ein Kreislauf: Das auch bei der Verbrennung von eFuels entstehende und ausgestoßene CO₂ kann sozusagen wiederverwertet und für die Herstellung neuen eFuels genutzt werden. So sind mit synthetischem Kraftstoff betriebene Fahrzeuge klimaneutral unterwegs.

3) Infrastruktur und Antriebstechnik
eFuels, die zum Beispiel im Fischer-Tropsch-Prozess hergestellt wurden, können in bestehenden Infrastrukturen und aktuellen Motoren genutzt werden. Experten sprechen dann von „drop-in“ eFuels. Sie wirken unmittelbar im Bestand und somit schneller als es bei einer Erneuerung von Infrastruktur und Fahrzeugen möglich wäre. Sie können auch herkömmlichem Kraftstoff beigemischt werden und damit bereits zur CO₂-Senkung in der bestehenden Fahrzeugflotte beitragen, wenn sie noch nicht flächendeckend hergestellt werden können. Selbst Oldtimer bringt zum Beispiel synthetisch erstelltes Benzin zum Fahren – es bleibt von den chemischen Strukturen und grundsätzlichen Eigenschaften nach wie vor Benzin.

Ziel: 1,20 bis 1,40 Euro

4) Kosten
Noch ist die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen teuer. Mit dem Aufbau größerer Produktionskapazitäten sowie sinkender Kosten für die Erzeugung erneuerbaren Stroms werden eFuels deutlich günstiger. Studien zufolge sind bis 2030 reine Kraftstoffkosten von 1,20 bis 1,40 Euro pro Liter realisierbar (exklusive Steuer), bis 2050 sogar nur noch Kosten um einen Euro. Der Kostennachteil im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen ließe sich deutlich verringern, wenn der Umweltvorteil von eFuels einen Wert erhielte. Dass die bestehende Infrastruktur und Fahrzeugtechnik verwendet werden kann, ist ein Vorteil im Vergleich zu anderen alternativen Antriebsarten.

5) Einsatzmöglichkeiten
Selbst wenn alle Autos und Lkw eines Tages batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle fahren: Flugzeuge, Schiffe und Teile des Güterschwerverkehrs werden auch künftig mit herkömmlichen Kraftstoffen unterwegs sein. Verbrennungsmotoren, die mit CO₂-neutralen synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, sind deshalb ein unerlässlicher Pfad.

Keine Frage ob Tank oder Teller

6) Ressourcen
Tank oder Teller? Diese Frage stellt sich bei synthetischen strombasierten Kraftstoffen nicht. Innovative Biokraftstoffe, die zum Beispiel aus Abfallstoffen gewonnen werden, sind sinnvoll, jedoch nicht unbegrenzt verfügbar. Mit erneuerbarem Strom lassen sich eFuels ohne Mengenbegrenzung herstellen. Der zur Herstellung erforderliche Bedarf an erneuerbaren Energien kann weltweit generiert werden, da Speicherung und Transport einfach möglich sind.

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Solarstrom ist ein wichtiger Bestandteil zur Herstellung von eFuels. Fotos: pixabay

7) Speicherung und Transport
Synthetische Kraftstoffe werden mit erneuerbarer Energie hergestellt. Sie liegen anschließend in Form von Gas oder Flüssigkeit vor. Insofern ist es mit eFuels möglich, große Mengen erneuerbarer Energie zu speichern und günstig auch weltweit zu transportieren. Unregelmäßigkeiten der Sonnen- oder Windenergie sowie regionale Restriktionen beim Ausbau erneuerbarer Energien ließe sich damit begegnen. Das ist auch interessant für die Frage der Wirkungsgrade: Der Wirkungsgrad eines Elektrofahrzeugs der Kompaktklasse, das in Deutschland mit regenerativem Strom aus Deutschland geladen wird, liegt bei etwa 60 bis 70 Prozent. Kommt der Strom aus entfernteren Regionen und muss für den Transport zunächst in einen chemischen Energieträger umgewandelt und anschließend wieder rückverstromt werden, sinkt der Wirkungsgrad auf 20 bis 25 Prozent. Das entspricht dem eines mit eFuels betriebenen Fahrzeugs.“

Zur Info:
Mobility Solutions ist nach eigenen Angaben der größte Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe. Er verfolgt die Vision einer unfallfreien, emissionsfreien und begeisternden Mobilität der Zukunft und bündelt seine Kompetenzen in den drei Domänen – Automatisierung, Elektrifizierung und Vernetzung. Seinen Kunden bietet der Bereich ganzheitliche Mobilitätslösungen. Die wesentlichen Geschäftsfelder sind: Einspritztechnik und Nebenaggregate für Verbrennungsmotoren sowie vielfältige Lösungen zur Elektrifizierung des Antriebs, Fahrzeug-Sicherheitssysteme, Assistenz- und Automatisierungsfunktionen, Technik für bedienerfreundliches Infotainment und fahrzeugübergreifende Kommunikation, Werkstattkonzepte sowie Technik und Service für den Kraftfahrzeughandel. Wichtige Innovationen im Automobil wie das elektronische Motormanagement, der Schleuderschutz ESP oder die Common-Rail-Dieseltechnik kommen von Bosch. HM

Umweltfreundliche Mobilität: Alte Leitbilder verblassen schnell

Warum wir dem Dieselmotor mittlerweile unrecht tun und nicht alles Elektrische umweltfreundliche Mobilität ist.

In der aktuellen Diskussion um umweltfreundliche Mobilität sollten wir nicht ewig auf dem Wissen von gestern und den daraus folgenden Standpunkten beharren. Durch neue Forschungen, neue Entwicklungen und Verbesserungen mutieren Lieblingsfeinde manchmal zu Freunden – oder machen zumindest Platz für neue Lieblingsfeinde.

Bestes Beispiel ist der Dieselmotor. Einst als Wundermotor gepriesen, der die wenigsten CO2-Emissionen absondert, geriet er mit der Dieselaffäre auf die schiefe Bahn. Nicht weil sein Konstruktionsprinzip uns alle über Jahrzehnte getäuscht hat, sondern weil einige Autohersteller schlicht und einfach betrogen haben. Seitdem steht es schlecht um seinen Leumund. Diesel steht für Umweltsünde, basta.

Wenn die Luft sogar sauberer wird…

Doch in den letzten beiden Jahren hat sich gerade in Sachen Diesel einiges getan. Die neuen Abgasvorschriften – hier vor allem 6d-Temp – verhindern fürderhin das Schummeln, und so ist der Diesel zwar nicht zum kompletten Saubermann, aber dennoch zu einem ziemlich sauberen Antrieb mutiert. So machte sich die Autozeitschrift „auto motor sport“ die Mühe und ging dem Gerücht nach, dass moderne Diesel die Luft in Sachen Feinstaub sogar sauberer machen.

Getestet wurde in Stuttgart und bei verschiedenen Wetterlagen und Fahrstrecken. Und man stellte fest, dass dies vor allem bei Wetterlagen mit hohem Anteil an Feinstaub in der Atemluft durchaus zutrifft. Bei kurzen Strecken schafften zwei Modelle dies auch bei vergleichsweise guten Luftbedingungen. Erstaunlich, oder? Und eine gute Nachricht, denn Vielfahrern bietet sich immer noch keine wirkliche Alternative, da der Benziner eine schlechtere CO2-Bilanz besitzt.

Wenn die Menschen aber nicht umsteigen…

umweltfreundliche Mobilität
E-Roller sind mehr Spaßgeräte als alles andere. Fotos: pixabay

Auf der anderen Seite befassen sich nun immer mehr Institutionen mit der E-Roller-Flut in den Städten. Denn merke: Nicht alles Elektrische ist automatisch umweltfreundlich. Dies wäre der Fall, wenn die Roller dazu führen würden, dass Menschen vom Auto umsteigen. Ist es aber nicht.

So schreibt das Online-Magazin Quarks: „Kaum einer macht das. Zu dem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt: Viele Menschen fahren die elektrischen Tretroller statt zu Fuß zu gehen oder Fahrrad zu fahren – nicht aber, um damit eine Autofahrt zu ersetzen. Den Autoverkehr reduzierten die Tretroller nach bisherigen Erkenntnissen nicht.

Bei einer Umfrage unter fast 4400 Nutzern der Leih-Scooter in Frankreich haben nur etwa neun Prozent der Befragten angegeben, dass sie durch den E-Scooter auf eine Auto- oder Taxifahrt verzichtet haben. Mehr als drei Viertel der Menschen hätten die Strecke ansonsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (29%) oder zu Fuß (47%) zurückgelegt. Denn der wichtigste Grund, den E-Scooter zu benutzen, ist laut Befragung: Weil es Spaß macht und man schneller unterwegs ist als zu Fuß. Reine Spaßfahrten aber ergeben wenig Sinn – zumindest nicht aus Umweltsicht.“

Probleme im Hintergrund

Denn die Roller halten auch wesentlich kürzer als gedacht (29 Tage statt 2 Jahre!) und werden nachts von Transportern (ja: mit Verbrennermotor) eingesammelt, repariert und aufgeladen. Zudem müssen die Akkus ja produziert werden – mit den bekannten Konsequenzen. Vom Chaos beim Parken und dem Sicherheitsaspekt ganz zu schweigen.

Also: Umweltfreundliche Mobilität muss stetig neu beurteilt werden. Und alte Feindbilder können schnell verblassen. HM