VW ID.3: So sauber ist der Stromer wirklich

Der ID.3 von VW soll das erste massentaugliche Elektroauto sein. Die vielen Vorbestellungen zeigen großes Interesse an dem Fahrzeug, doch verkleinern zukünftige ID.3-Besitzer wirklich ihren ökologischen Fußabdruck?

Laut eigenen Angaben konnte der Mega-Autobauer VW bereits im Mai 15.000 Vorbestellungen für den neuen ID.3 einstreichen. „Die positive Resonanz zeigt uns, dass viele Kunden bereit sind für die E-Mobilität. Die Zahl der Pre-Booker steigt zügig weiter“, so VW-Vorstand Jürgen Stackmann.

Der ID.3 soll die Elektromobilität in eine neue Ära der Massentauglichkeit führen. Foto: VW

Nach mehreren Verschiebungen ist der Release-Termin des massentauglichen Elektroautos auf Sommer 2020 verschoben. Nach einer teureren Sonderedition des Fahrzeuges, die zuerst erscheint, soll die Basis-Version für rund 30.000 Euro auf den Markt kommen. Zusätzlich liefert der Konzern 2000 Kilowattstunden Strom gleich mit.

E-Mobilität wird zur Leittechnologie


VW sieht den ID.3 zudem als gute Alternative für Fuhrparks. Entsprechende Unternehmen hätten alle das Interesse, ihren ökologischen Fußabdruck zu verändern, erklärt Stackmann und tätigt auf dem Pre-Booking-Event in Berlin die zukunftsweisende Aussage: „Wir brechen heute mit unseren Kunden in eine neue Ära auf, Elektromobilität wird für uns zur Leittechnologie“. Laut Medienberichten sei am Rande des Events außerdem zu vernehmen gewesen, dass es den ID.3 zukünftig auch in kleineren und noch günstigeren Varianten geben werde.

Doch wie sauber ist das neue Elektro-Flaggschiff von VW wirklich? VW reagiert auf die zunehmende Kritik, dass die Produktion von Fahrzeug und Batterie mit einem hohen CO2-Ausstoß belastet ist, bevor das Auto auch nur einen Meter gefahren ist. Doch Vorstand Thomas Ulbrich verspricht: „Wenn ein Kunde zum ersten Mal in seinen ID.3 steigt, bekommt er ein CO2-neutrales Fahrzeug“.

An anderer Stelle sparen

Das bedeutet: Der Ausstoß des Klimagases wurde in der Produktion und Lieferkette durch zahlreiche technische Maßnahmen erheblich reduziert, an weiteren Verbesserungen wird gearbeitet. Ulbrich räumt ein, dass etwa ein Drittel der CO2-Belastung vor Übergabe an den Kunden nicht vermeidbar ist. „Diesen Rest an CO2 kompensieren wir als Hersteller, indem wir klimafördernde Maßnahmen überall auf der Welt finanziell unterstützen, die dann in gleicher Höhe CO2 anderswo einsparen“. Ob diese Rechnung aufgeht, ist ohne tiefergehende Informationen natürlich schwer nachzuvollziehen. Möglicherweise bietet sich auf diesem Wege aber die Möglichkeit, E-Autos einer ihrer größten Schwächen zu berauben. Nämlich die umweltschädlichen Herstellungsverfahren. nma/SP-X

VW attackiert Groko: Wo bleiben die Ladesäulen?

Kunden kaufen keine E-Autos, weil die Ladesäulen fehlen. Da ist sich VW sicher. Die Wolfsburger Firma schickt schon bald den elektrischen ID.3 auf den Markt und sieht die Bundesregierung in der Verantwortung, gemachte Versprechen zu erfüllen.

In Deutschland fehlt es an Ladesäulen, findet VW, und sieht die Politik in der Pflicht. Foto: Hubject

Konzeptstudien und Pläne, die in Schubladen versauern, sollen der Vergangenheit angehören. Es scheint, als seien Autobauer aufgewacht. Die Konzerne, die Milliarden an Investitionen in die Entwicklung der sauberen Autos gesteckt haben und jetzt mit den ersten Modellen auf den Markt kommen, fühlen sich von der Politik jedoch im Stich gelassen.

VW investiert 280 Millionen Euro

VW-Vorstand Thomas Ulbrich, in Wolfsburg für die Elektro-Mobilität zuständig, gehört zu den Kritikern und nennt in Berlin ein Beispiel für nicht erfüllte Ankündigungen. Er verweist auf den Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. In diesem wurden bis 2020 zusätzlich 100.000 öffentliche Ladestationen angekündigt. Der VW-Manager: „Derzeit existieren bislang gerade mal 20.000, nicht viel mehr als zum Zeitpunkt der Groko-Gründung. Hier ist ein stärkeres Engagement der Politik gefragt“. Ulbrich nennt das nur langsam wachsende öffentliche Netz einen „kritischen Erfolgsfaktor für den Durchbruch der E-Mobilität in Deutschland“. In einer Umfrage hatten 76 Prozent der befragten Autofahrer die unzureichende Anzahl an frei zugänglichen Stationen als Hinderungsgrund für die Anschaffung eines E-Autos genannt.

Ulbrich betont: „Das Aufladen eines E-Autos muss genauso einfach und selbstverständlich werden wie das Laden eines Smartphones“. Er fordert deshalb sofort einen Masterplan für den schnellen Ausbau der Lademöglichkeiten. „Wenn Wirtschaft und Politik ihre Kräfte bündeln, können wir die Herausforderungen bei der Ladeinfrastruktur sehr schnell bewältigen“. Volkswagen selbst will 280 Millionen Euro ausgeben und bis 2025 insgesamt 36.000 Ladepunkte in Europa, viele davon in Deutschland, errichten.  Sie sollen bei den VW-Händlern und an den Standorten der Werke entstehen und in der Regel frei zugänglich sein.

Rundum-Sorglos-Angebote

Der Manager verweist darauf, dass gut die Hälfte aller Besitzer ihr Auto vornehmlich zu Hause laden werden. Alle diese Fragen hat die Politik bisher nicht gelöst. „Bis 2020 müssen alle Hürden abgeräumt werden. Wir brauchen mehr Norwegen und weniger Bürokratie in Deutschland“. Schmerbeck bezieht sich damit auf das Elektro-Musterland in Skandinavien, in dem die Regierung in kurzer Zeit den Weg zum Ausbau der Infrastruktur freigemacht hat.

Um zweifelnde Kunden von E-Autos wie dem ID.3 zu überzeugen, hat VW wie andere Hersteller auch ein „Sorglos“-Paket geschnürt, das dem Kunden fast alles abnehmen soll, was nach dem Kauf des Stromers so erledigt werden muss. Dazu hat der Konzern eine Tochterfirma namens „Elli“ („Electric Life“) gegründet. Sie unterstützt bei der Einrichtung eines privaten Anschlusses, beauftragt spezialisierte Firmen mit der Prüfung des heimischen Stromanschlusses, liefert eine Wallbox bis elf Kilowatt, vermittelt Verträge mit dem Anbieter, der dann möglichst „grüne“ Energie durch die Leitungen schickt.

Zu den weiteren Hilfen für die künftigen Kunden zählt auch das Programm „We charge“. Eine Art Kreditkarte öffnet europaweit den Zugang zu künftig gut 150.000 öffentlichen Ladesäulen, unabhängig vom Stromanbieter. In Modellen des VW-Konzerns ist dieser Service auch mit der Bordelektronik wie dem Navigationssystem verknüpft. Die Karte selbst kann aber auch von Besitzern eines Fahrzeugs anderer Marken zum Bezahlen des Stroms genutzt werden, dann allerdings nicht mit dem Auto direkt zusammenarbeiten. SP-X